HErr Kiernander an den sel. HErrn D. Freylinghausen.
Calcutta d. 8. Febr. 1779.
Was HErrn Diemer betrift, so bin ich genöthiget folgende
Particularia von ihm zu melden.
Anfangs da er hieher kam vertröstete er mich mit vielen
guten Versprechungen, wie viel er in der Mission arbeiten
wolle, u. ich hatte auch gute Hofnung. Aber es ist nicht dazu gekommen.
Ich habe lange Zeit mit vieler Geduld manches übersehen, u.
damit ich das Uebel nicht arger machte, habe ich auch manches
in der Stille hingehen lassen müssen, ohne mich zu beklagen.
Ich finde aber un um gänglich nothwendig Ew. Hochwürden
die Sache kund zu tun.
Nach seiner Ankunft allhier war sein erstes Hinderniß,
daß er nichts eher thun könnte, als bis er verheirathet wäre,
und seine Haushaltung in Ordnung gebracht hätte, u. er gieng
wirklich eine Zeit herum, ohne das geringste vorzunehmen.
Bey dem ersten Besuch, welchen er bey einem //schwarzen// Portugis. Kaufmann
ablegte, warf er sein Auge auf dessen Tochter. Und da er
hörte, daß der Mann reich sey, so wurde seine Begierde immer
größer, so daß er dieser Person beständig nachlief. Dies
war eine geraume Zeit sein Hauptgeschäft. Unter dessen
versprach er immer viel Gutes, wenn nur erst diese Sache be-
richtigt wäre. Da endlich dies geschah, kam es doch nicht weiter,
als daß er anfieng die Prayers zu lesen und endlich auch
zu predigen. Ich bat ihn, zu mehreren Uebung in der Engl.
Sprache, dann und wann die Kinder in der Schule zu cathechisiren,
allein so lange der Schulmeister Mr. Birch da war, wollte
er keinen Fuß in die Schule setzen. Er hielt auch darin Wort.
Da aber derselbe bald dimitirt wurde, that er auch nicht.
Endlich kam HErr König hieher, und nun sahe er sich aus Noth
dazu gedrungen 4 Stunden in der Woche darin zu über-
nehmen, aber nur so lange als HErr König hier war, nach
dessen Abreise unterblieb es wieder. //(In welchem Zustande HErr Miss. König
die Mission in Bengalen gefunden, befindet sich auf dem Bogen, wo etwas von HErrn Gerlach drauf steht)//
Es würde zu weitläuftig werden, zu berichten, wie
oft er seine Arbeit in der Kirche aussetzte, so wohl da er
anfangs wirklich krank zu seyn schien, als auch da er
wieder gut restituirt war.
Endlich kam ihm der Gedanke in den Kopf, wieder nach
Europa zurück zu gehen: denn weil ihm sein Schwieger-
vater 15000 Rupien gab u. seiner Frau auch so viel, so
sagte er: er hätte genug zu leben, u. kein Inspector auf
dem W. H. in Halle hätte so viel. Dahin wolle er gehen
und die Engl. Sprache dociren u. sich etwas damit verdienen.
Er