nicht nehmen, wie er es denn auch, da er so großen Unwillen gegen uns, und sonderlich gegen mich hat,
nicht annehmen würde. Er ist in gar genauer Bekantschafft u. familiaritaet mit des Schulmeisters Ortmanns
Frau kommen, daher er in ihrem Hause aus- u. eingehet, u. sie zum großen Anstoße der Gemeine biß
in die späte Nacht bey ihm sich aufhält. Sie hat die Gabe den Leuten nach dem Mund zu reden, u. wird
das Evangelium, so er verkündiget u. dem alten Menschen gar lieb ist, bey ihr leicht Eingang finden.
Doch besucht sie noch den Gottes-Dienst, welches sonst wieder s. principium ist, indem nach s. Meinung
aufgeweckte Gemüther durch den Besuch der Kirche u. gemeinschafftl. Gebet im Guten mehr gehindert als ge-
fördert werden, daher sie beßer thun, wenn sie zu Hause ein Capitel aus der Biebel lesen, u. dem H.
Geiste stille halten p. welche eigene Meinung er gar hartnäckig gegen mich zu vertheidigen suchte.
Gestern Abend als den 16. Mertz wurde mein lieber College zu ihm geruffen, zu dem er sonst noch mehr Ver-
trauen gehabt, als gegen mich, weil er ihn aber mit mir von einerley Meinung, die in der Wahrheit
gegründet ist, findet, so fällt dies Vertrauen auch weg, wie er sich denn mit mancherley ungegründeten
Auflagen gegen ihn herausgelaßen, u. s. von uns gantz abgeneigtes Gemüth offenbahret hat.
Da ich diesen Morgen als den 17ten Mertz aus der Morgen-Betstunde von den Waysen-Kindern kam, so
sprach ich bey ihm ein, mich zui erkundigen, ob meine Frau heute zu Ader laßen könte, da es wegen der Ab-
reise meines lieben Collegen, der das Aderlaßen noch immer selbst verreichten muß, morgen nicht geschehen kan.
Er war noch im Bette, u. weil ich hier s. Resolution nicht erwarten konte, so bat ich ihn aufs Frühstück
zu mir, hievon mit ihm weiter zu reden, ich mußte aber auch hierzu auf s. Resolution eine ziemliche
Weile außer s. Haußthüre warten. Als er zu mir kam, sagte er mir, daß das Aderlaßen bey ihm
auf den morgenden Sonnabend beschloßen sey, u. weil Herr Gronau so früh verreise, müße es gar
unterbleiben. Ich fragte, ob denn zwischen heute u. morgen in Absicht des Aderlaßens ein reeller
Unterschied sey? er antwortete, er wiße keinen, zur Ader aber müße sie nicht laßen. Ich fragte ferner,
wenn es denn geschehen solte, ob sie denn 4 Wochen biß wieder um diese eit warten solte? Die
Antwort war: das wiße er nicht, davon habe er noch k. Überzeugung. Ich bat ihn endlich, es nicht län-
ger aufzuschieben, wenn es nicht heute geschehen dürffe, so möchte er das Aderlaßen morgen selbst ver-
richten, er sagte aber kurtz, daß ers an meiner Gehülffin mit der Lanzette nicht versuchen würde.
Nachdem er weggegangen war, so erfahre ich, daß sich meine Ehe-Gehülffin aufs Aderlaßen völlig
geschickt, verlangte sehr darnach, da sie ietzt weder durchs Fieber, noch durchs Kind, das am ver-
gangenen Montage des Entwehnens wegen einer christl. Frau in der Gemeine auf eine Woche
anvertrauet ist, abgehalten werde. Das Wetter war favorable, ist auch nicht lange nach dem
Æquinoctio p ihre weibl. Umstände litten k. Aufschub, wie denn auch hernach das dicke
zähe Geblüte die baldige Beschleunigung des Aderlaßens bekräfftigte. Ich überlegte also diese Beweg-
Ursachen mit meinem lieben Collegen, der es denn übernahm, mit dem Herrn Thilo deshalb nochmahls
zu reden, u. ihn zu fragen: Ob denn Ursachen in Absicht auf ihre weibl. Umstände vorhanden
wären, die einen Aufschub des Aderlaßens oder just den morgenden Tag, darauf er so dringe, hier-
zu erfordern. Ich hätte gute Ursache, warum ich wünschte, daß es vor sich gehe, was er denn
vor welche hätte. Er gab aber diese unerwartete Antwort: Rationem haud novi, das Ader-
laßen muß morgen u. nicht heute geschehen. Doch durch diese nichtige ration ließen wir uns nicht
abhalten, u. Gott segnete es. Der gute Herr Thilo macht es mit andern Leuten nicht
anders, als mit uns, welches ihnen sehr ungewöhnl. vorkommt, auch Schaden thut.