er glaube wohl, daß ein M[en]sch in Einfalt u. Liebe zu Christo viel Gutes thun u. sagen könte, aber =
ich bat ihn weiter zu reden, er antwortete aber: non capior it. ich habe es alles Macht, aber es frommt
nicht alles, er könte viel reden u. thun, aber er sehe k. Nutzen. Ich sagte ihm, in welcher Connexi-
on Paulus den Spruch rede, z. E. er könne wohl Schärffe gebrauchen, wenn er wolte, wie geschehen
1. Cor. V, 1 sq. wie sich dies hiezu reime, aber da hieß es wieder: er wiße wohl, man faste ihn
nicht. Meine Worte waren: Ich sorge, er wolte sagen, es könten Leute wohl aus Einfalt u.
aus Liebe zu Jesu viel Gutes sagen u. thum, u. hätten doch den Geist nicht, der er hätte, denn
er meinete was außerordentliches zu haben, welches k. wahrer Christ begehre. Wir könten
die Barmhertzigk. des Herrn prüfen, daß er uns auch einiges Maaß s. Geistes gegeben hätte,
ob er es wohl nicht zugeben möchte. Ein Geist müße nun nicht der rechte seyn, entweder den
er oder den wir hätten, sonst würde solche Contradiction nicht seyn. Und da er sich auf den
Punckt der neulichen Zurücknehmung der Brieffe bezog, u. meinete, daß wir uns versündiget hätten,
so fragete ich: an wem? Respondetur weil ich gefraget werde, so will ichs sagen: an Gott. Ich bat um
Erläuterung u. Erweiß, weil er es aber für Vernunfft u. menschl. Ding hielt, so sagte ich ihm
meinen Beweiß, daraus ich schließe, er habe einen falschen Trieb des EigenWillens u. der Phantasie
u. gebe es für eine auserordentl. Wirckung des H. Geistes aus. Weil er sich vorher auf Pau-
lum u. s. Worte bezogen, so wolte ich ihm aus desßen Munde auch ein Wort sagen, wie er
selbst in wichtigen Ehe-Sachen k. Christen ein Strick an den Halß werffen wollen, sondern er laße
einen jeden in solchen äuserl. Dingen s. Freyheit. Gott wolle ja nicht in der Wiedergeburth die
Vernunfft des M. weggeworffen haben, sondern sie u. alles heiligen, u. zu rechten Zweck richten.
Wir könen ja uns. Dinge, auch wohl mit einem guten Freunde überlegen, der aber ja s. Rath
nicht als ein Oraculum divinum (wie er, Herr Thilo, thue) ausgeben, u. s. Meinung Niemandem
aufdringen müste. Dabey sagte ich ihm, was das für Schaden bey den Patienten thue, daß
er bey Besuchung derselben oder bey Verordnung der Artzeneyen, erst auf einen impulsum
extraordinarium warte, s. Beruff sey ihm impulsus gnung, u. wenn er es in der Furcht
des Herrn thue, so gefalle es ihm p Ich hatte ihn nach meiner Wiederkunfft von Savannah
beym MittagEßen, u. weil meine EheGehülffin wegen eines Fieber-Anfalls nicht beym
Eßen seyn konte, so sagte er: Sie hätte an demselben Sonnabend, den er verordnet, zur
Aderlaßen sollen, so würde es beßer gehen. Da ich ihm sagte, daß es zw. nicht den Sonnabend,
aber doch den vorhergegangenen Freytag geschehen, so war es ihm nicht gnung, sondern es hätte müßen
an dem von ihm bestimmten Tage geschehen. quaeritur warum denn, er hätte ja k. rationem medicam
weder mir noch dem Herrn Gronau zu sagen gewust? Respondetur Der Herr läst mir die Ursache davon
offt erst a posteriori erfahren. Ich sagte: Wenn wir in der Furcht Gts nach guter Überlegung
das prius thun, u. empfehlen ihm das posterius, so gehe man wohl am sichersten, welches
nach s. Sprache abermahls Vernunfft heist, die er nebst dem alten Adam meint verleugnet
u. unter die Füßen getreten zu haben. Er lieff von mir, kam aber in einem Weilchen wieder,
mit meiner Ehe-Gehülffin zu reden. Ich sagte, daß wenn obstructio mensium cessirte,
ich glaube, es würde sich mit den übrigen symptomatibus u. Fieber wohl geben, darauf er weggehend