in Köstritz, nach Gera im Voigtlande gehörig, bey dem
Wohlgeb. Herrn Major von Wolfframßdorff subsi-
stiret; an welchen letzern Orte ich bisher, zwar nicht
ohne Unruhe, jedoch auch nicht ohne Göttl. Seegen ge-
wesen, und so wohl daselbst, als auch zu Roben, ei-
nem nicht weit davon entfernten Orte, im Predigen
mich mehr und mehr üben; und sonderlich, welches als
eine nicht geringe Wohlthat rühmen kan, aus der er-
baulichen Conversation mit dem Herrn Hoffprediger
und Pastore Martini zu Köstritz viel nützliches
habe profitiren können. Wie ich mich nun übrigens
gern dahin zu meiner Demüthigung bescheide, daß
noch sehr vieles an mir zu desideriren, und mir
die Haut schauert, wenn ich nur von weiten ver-
nehme, daß man einige reflexion auf mich machen
möchte; also kan ich doch dieses dem Satan zu Truz
und meinem Heylande zu Ehren nicht läugnen, daß
ich doch gern wollte immer treuer und tüchtiger
werden; auch bißher wenigere Furcht und mehrere
Freudigkeit und Begierde zum Vortrag göttl. Wortes
in mir verspühret, und daher am liebsten in solche
meditationes mich einlaße, dadurch mein und an-
derer Hertzen beweget und gerühret und ge-
stärcket werden können; und also auch gewis
glaube, daß es des Herrn Krafft sey, die in mir
schwachen bishero mächtig gewesen. Deßen gnädiger
und weiser Führung, nebst andrer liebreichen
Hertzen, Gönner und Freunde hertzlichen Gebeth
mich hiemit in Demuth und Gehorsam innigst
empfehle.
 
Halle,
d. 31. Octobr.
1719.
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S. Theol. Stud.