Tag die Frage vorlegen, ob ich hier bleiben wollte, und um dies kräftig darzuthun erzeigte man
uns alle nur mögliche Gefälligkeiten. Da wir es denn Sonnabend erfuhren daß wir noch den
Sontag hierbleiben würden, so wurde dies eher unter den Leuten bekannt ehe ich es erfuhr u. ich
wurde gebeten die Vormittags-Predigt in der Kirche wo der lutherischer Prediger Herr Kaufman predigt
zu halten. Aber gewiße Umstände welche dazwischen traten machten dies unmöglich. Doch die guten
Leute ersuchten mich dann die Abendpredigt in derselben Kirche zu übernehmen, welches ich annahm. Ich
sprach über Luc. 15, 11-24 zu einer ansehnlichen Versammlung, worunter auch einige Sclaven waren.
Es wurde mir von Oben herab gegeben mit Freymüthigkeit u. mit besonderem Gefühl von der un-
terstützenden Kraft Gottes über den natürlichen Zustand des gefallenen u. in Sünden gebohrenen Men-
schen, von seiner Rückkehr als armer Sünder zu Jesu Xsto u. über die herablassende Barmh[erzig-]
keit u. Gnade Jesu, u. über die herablassende in der Anahme eines solchen zurückkehrenden
Sünders, - zu reden. Und da ich meine Beyden englischen Amtsbrüder Herr Lambrick u. Thom
u. den Herrn //Pred.// Kaufman gegenwärtig sah, //fügte ich// meiner Predigt als Schluß-Worte //hinzu//, eine Aufmunterung
den Werth unsterblicher, durch Jesu Blut theuer erkaufter Seelen genügsam zu erkennen u.
mit angelegener Treue für das ewige Wohl derselben zu sorgen u. sie zur Erkenntniß des
einen u. unverfälschten Worte Gottes zu leiten, -hinzunehmen. Ich wurde wieder von verschie-
denen aufgefordert da zu bleiben, welches ich aber als ein Diener für die Heiden bestimmt
abschlagen mußte. Den nächsten Morgen da wir uns zubereiteten ans Schiff zu fahren kamen
die Vorsteher der Lutherischen Gemeinde, welche mir sehr anehmbare Vorschläge machten bey ihnen zu bleiben.
Und der Wahrheit getreu muß ich es offen gestehen, daß dieses etwas Verführendes u. Prüfendes für mich
war u. weit mehrich in meinem Entschluß mich zu bewegen be geeignet war, als ein ähnlicher Antrag
der von Magdeburg aus in Berlin an mich gelangte. Es waren mehrere scheinbare Beweggründe
dazu da. Nur einige werde ich berühren. Meine l. Frau fühlte sich hier als ganz zu Hause; u. siemach-
te //mochte/ sich mit Recht nach einem Ruheplatz sehnen, indem sie ihre Entbindung nicht mehr ferne dachte, u. mensch-
lich gesprochen befürchtet in unserm beweglichen u. schwankenden Hause auf dem Meere, von dem in solchen
Umständen nöthigen Bequemlichkeiten entfernt entbunden zu werden. – Ueberdem konnte ich gleich
wenn ich hier blieb in Thätigkeit gesetzt werden u. das Evangelium verkündigen u. die holländische
Sprache mit viel leichterer Mühe u. wenig Zeitaufwande lernen als die Tamulische. Doch nach ge-
nauer Selbstprüfung u. erwägung der Sachen u. nach herzlichem Gebet um Weisheit von Oben, wurde
es mir unzweideutig klahr. Das Selbstverleugnung hier meine Aufgabe u. treue, kindliche, gotter-
gebene Verfolgung meiner mir von Gott vorgezeichneten Bahn eine heilige Pflicht gegen Gott u.
Menschen sey. Mein Entschluß war gefaßt u. obgleich mit der Thräne der Selbstverleugnung im
Auge, verließen wir diese lieben uns so theuer gewordenen Leute begleitet von zweyen Freunden,
u. am nächsten Tage den 27ten. April das Vorgebürge der guten Hoffnung, welches bald aus unserem
Gesichte schwand, u. einzieh ziemlicher Sturm, welcher uns begünstigte schwellte unsere Seegeln
u. währte fast bis den 7ten. May wo wir den 35 Grad der Breite u. den 31 Grad der Länge erreichten
Am 9ten. May erfuhren wir eine besondere Bewahrung Gottes. Es war nehmlich am Abend da unser Freund
Herr Lambrick für einige Augenblicke in unsere Kayüte getreten war um uns etwas mitzutheilen
während dem sein Licht in seiner Kayüte auf dem Leuchter stehend brannte, welches aber unglücklicher
Weise abgebrochen u. unter seine Bücher ganz nahe seinem Bette gefallen war, u. sich an der hölzernen
Seitenwand gelehnt hatte, welcher schon in einer hellen Flamme brannte u. auch bereits einige Bücher aufge-
brannt u. andere gerade ergriffen hatte, da Herr L. zu seiner Kayüte zurückkehrte u. gerade es noch möglich
fand daß es gelöscht werden konnte, welches fünf Minuten vielleicht wäre ganz unmöglich gewesen wäre.
Denn ganz nahe an seiner Kayüte war die Voraths-Kammer, wo auch Oehl, Theer, Hanf u. s. w. war. Wir
priesen den Namen des Herrn für diese Errettung! So sicher und ruhig wandelt oft der Mensch diesseits
dem Vorhange der die Zukunft deckt, u.weiß //bedenkt// nicht daß in den nächsten Augenblicken er schon im kalten
Arme des Todes liegen u. da seinem letzten Athem aushauchen wird! – So unsicher ist der Mensch
in den Besitzungen seiner edelsten irrdischen Kleinodien, denn er weiß nicht ob er Eines derselben
noch in der nächsten Stunde besitzt! Heil dem Menschen! der auf den Tod stets zubereitet ist u. im
Anblick der Ewigkeit wandelt! Heil dem Menschen der seine schönsten Kleinodien für eine andere
Welt versichert weiß, daß wenn sie für ihn hier untergehen er sie dort in jener Welt wiederzufinden,
diese schöne Hoffnung als Ersatz seines herben Verlustes davonträgt! Heil dem wahrhaft glauben-
den u. vor Gott wandelnden Christen! – Wir liefen mit günstigen Winden um den Mozam-
bique-Canal ein, der Insel Madagascar an der Rechten kamen wir oft nahe, u. sahen nach
einem Lauf von einigen Tagen am 27ten. May Jan de Nova. Wir kammen den äußeren Klippen in der
Nacht so nahe, daß wir sie nicht eher sahen, als wenn das Schiff ganz nahe war, u. das Getöse der brechen-
den See deutlich von uns gehört wurde. Wir sahen die Kobus-Bäume beym Aufgang der Sonne nachher
das Schiff schon wieder seewärts gewendet war, ganz deutlich. Am 29ten. May in der Nacht passirten
wir Juanna. Wir hatten jetzt wieder warmes Wetter u. mitunter sehr schöne Tage wo am
Abend sich oft die Luft durch heftige Gewitter u. starke Regengüsse entledigte. Ein solches Gewitter
biethet auf dem Meere einen furchtbar schönen Anblick dar. Wir konnten die seltsam schönen
zuckenden Blitze nicht genugsam beobachten. Am 3ten. Juni sahen wir eine Natur-Scene,
die sich wohl nicht oft zuträgt. Wir sahen nehmlich in der Entfernung Einer englischen Meile vor
einer kleinen Wolke einen schmalen Strich, der sich nach u. nach verstärkte u. sich nach dem
Meere niedersenkte u. da dieser noch ungefähr sechs Ellen von der Oberfläche des Meeres
entfernt zu seyn schien, erhob sich das Wasser in der Gestalt eines dicken auf einer
Stelle zusammen gezogenen Nebels u. in fünf Minuten traten beyde, der sich senk-
ende Wasserstrich u. die aufsteigenden Nebelwolke zusammen u. bildeten eine
Säule, auf welcher der Himmel auf dem Meere zu ruhen schien. Es wurde bald
der ganzen Schiffsgesellschaft sichtbar, wie das Wasser vom Meere nach den Wolken
hinauf gezogen wurde, denn bald füllte es alle kleinen in der Nähe sich befindenden
Wolken, so daß sie schwarz und dick als zum Regen belastet erschienen, bald sich vertheilten
u. den Horizont schwärzten. Nachdem dies ungefähr Eine viertel Stunde gedauert, verdünnte
sich die Wolkensäule in der Mitte u. der eine Theil zog sich aufwärts u. vereinigte sich mit den
Wolken u. der andere Theil sank zurück ins Meer. Am 8ten. Juny hatten wir ein trauriges
Begegniß. Da ich einen Matrosen unterrichtet hatte u. mit meiner l. Frauauf dem Vordeck
auf u. nieder ging, welches wir jeden Tag regelmäßig thaten; fiel ein Junge von einer bedeuten-
den Höhe von dem Mast u. brach seinen Schädel. Nachdem ich meine l. Frau, die zum Glücke, nichts sah
wiewohl den Fall hörte, in die Kayüte hinuntergebracht hatte, u. zu dem Unglücklichen kam fand ich
unsern Freunde Mayor schon beschäftiget bey ihm. Spuren des Lebens kehrten wieder zurück; aber nicht
seyn sein Bewußtseyn. Er lag fortwährend in heftigen Convulsionen. – Ich lasse diesen traurigen
Gegenstand u. eile zu einem angenehmeren, wenn ich vorher bemerke. Schon seit dem wir das Vor-
gebirge verließen, wurde die immer näher rückende Zeit der Entbindung meiner l. Frau ein Ge[gen]stand
unsers Gebets u. ersten Trachdens, welches oft auch Sorge werden wollte, indem wir uns jeden Tage
mehr Columbo näherten u. da wollt uns unser Arzt u. Freund Herr Mayor verlaßen, so war es sehr
nothwendig daß wir uns bald entschieden u. bestimmen mußten ob wir in Columbo die Entbindung
abwarten oder unsere Reise fortsetzensollt wollten, ohne ärztliche Beyhülfe, in letzterem Falle war
ich nicht ganz verlegen aber doch war es eine große Verantwortlichkeit auf mich. In beyden Rücksichten
waren Schwierigkeiten, welche wir nicht überblicken konnten. Doch der Herr hörte unser Gebet u. sorgte
denn am 9ten. Juny des Mittages wurde meine l. Frau von einer gesunden Tochter
glücklich entbunden. – Der Wind wehete ziehmlich stark, u. das Schiff bewegte sich sehr, so daß
wir genöthiget waren unsere Fensterposten zu zuhalten, dieser Umstand trug sehr dazu bey daß wir
das Anerbiethen unserer Freunde Mayor annahmen u. ihnen unsere Kayüten überließen u. dahingegen
die ihrigen nahmen, welche abgeschiedener u. im Sturme heller war. Hier war es denn wo er u. ich
ihr alle Hülfe reichten die uns in dem Augenblick möglich war. In dem nächsten Augenblick an
tönte auf dem Verdeck die Todten-Glocke, welche die Einsänkung des Leichnahms jenes er-
wähnten Jungen, der in voriger Nacht gestorben war, andeutete. Jeder dumpfe Glockenschlag
tönte an mein bebendes u. um göttlichen Beystand flehendes Herz als ein Donnerschlag;
denn die, welche meinem Herzen so theuer ist, wandelte ganz nahe an dem Rande des
Grabes dahin u. ein Fehltritt der Natur oder ein Fehltritt des Arztes ließ sie bald zu
einer andern Welt hinüberschreiten! Aber der anbetungswürdigste Erbarmer erhielte s[ie]
mir! Da das Kind so gesund u. wohl u. keine Spur von Krankheit u. Schmerzen war, so beschl[ossen]
wir es in die Gemeine Xsti durch die heil. Taufe am 14 Juny aufzunehmen, welches den[n]
Auch im Beyseyn des Kapitains u. der ganzen Schiffs-Gesellschaft von unserem Freunde Mayor
uns alle nur mögliche Gefälligkeiten. Da wir es denn Sonnabend erfuhren daß wir noch den
Sontag hierbleiben würden, so wurde dies eher unter den Leuten bekannt ehe ich es erfuhr u. ich
wurde gebeten die Vormittags-Predigt in der Kirche wo der lutherischer Prediger Herr Kaufman predigt
zu halten. Aber gewiße Umstände welche dazwischen traten machten dies unmöglich. Doch die guten
Leute ersuchten mich dann die Abendpredigt in derselben Kirche zu übernehmen, welches ich annahm. Ich
sprach über Luc. 15, 11-24 zu einer ansehnlichen Versammlung, worunter auch einige Sclaven waren.
Es wurde mir von Oben herab gegeben mit Freymüthigkeit u. mit besonderem Gefühl von der un-
terstützenden Kraft Gottes über den natürlichen Zustand des gefallenen u. in Sünden gebohrenen Men-
schen, von seiner Rückkehr als armer Sünder zu Jesu Xsto u. über die herablassende Barmh[erzig-]
keit u. Gnade Jesu
Sünders, - zu reden. Und da ich meine Beyden englischen Amtsbrüder Herr Lambrick u. Thom
u. den Herrn //Pred.// Kaufman gegenwärtig sah, //fügte ich// meiner Predigt als Schluß-Worte //hinzu//, eine Aufmunterung
den Werth unsterblicher, durch Jesu Blut theuer erkaufter Seelen genügsam zu erkennen u.
mit angelegener Treue für das ewige Wohl derselben zu sorgen u. sie zur Erkenntniß des
einen u. unverfälschten Worte Gottes zu leiten, -
denen aufgefordert da zu bleiben, welches ich aber als ein Diener für die Heiden bestimmt
abschlagen mußte. Den nächsten Morgen da wir uns zubereiteten ans Schiff zu fahren kamen
die Vorsteher der Lutherischen Gemeinde, welche mir sehr anehmbare Vorschläge machten bey ihnen zu bleiben.
Und der Wahrheit getreu muß ich es offen gestehen, daß dieses etwas Verführendes u. Prüfendes für mich
war u. weit mehr
der von Magdeburg aus in Berlin an mich gelangte. Es waren mehrere scheinbare Beweggründe
dazu da. Nur einige werde ich berühren. Meine l. Frau fühlte sich hier als ganz zu Hause; u. sie
lich gesprochen befürchtet in unserm beweglichen u. schwankenden Hause auf dem Meere, von dem in solchen
Umständen nöthigen Bequemlichkeiten entfernt entbunden zu werden. – Ueberdem konnte ich gleich
wenn ich hier blieb in Thätigkeit gesetzt werden u. das Evangelium verkündigen u. die holländische
Sprache mit viel leichterer Mühe u. wenig Zeitaufwande lernen als die Tamulische. Doch nach ge-
nauer Selbstprüfung u. erwägung der Sachen u. nach herzlichem Gebet um Weisheit von Oben, wurde
es mir unzweideutig klahr. Das Selbstverleugnung hier meine Aufgabe u. treue, kindliche, gotter-
gebene Verfolgung meiner mir von Gott vorgezeichneten Bahn eine heilige Pflicht gegen Gott u.
Menschen sey. Mein Entschluß war gefaßt u. obgleich mit der Thräne der Selbstverleugnung im
Auge, verließen wir diese lieben uns so theuer gewordenen Leute begleitet von zweyen Freunden,
u. am nächsten Tage den 27ten. April das Vorgebürge der guten Hoffnung, welches bald aus unserem
Gesichte schwand, u. ein
u. währte fast bis den 7ten. May wo wir den 35 Grad der Breite u. den 31 Grad der Länge erreichten
Am 9ten. May erfuhren wir eine besondere Bewahrung Gottes. Es war nehmlich am Abend da unser Freund
Herr Lambrick für einige Augenblicke in unsere Kayüte getreten war um uns etwas mitzutheilen
während dem sein Licht in seiner Kayüte auf dem Leuchter stehend brannte, welches aber unglücklicher
Weise abgebrochen u. unter seine Bücher ganz nahe seinem Bette gefallen war, u. sich an der hölzernen
Seitenwand gelehnt hatte, welche
brannt u. andere gerade ergriffen hatte, da Herr L. zu seiner Kayüte zurückkehrte u. gerade es noch möglich
fand daß es gelöscht werden konnte, welches fünf Minuten vielleicht wäre ganz unmöglich gewesen wäre.
Denn ganz nahe an seiner Kayüte war die Voraths-Kammer, wo auch Oehl, Theer, Hanf u. s. w. war. Wir
priesen den Namen des Herrn für diese Errettung! So sicher und ruhig wandelt oft der Mensch diesseits
dem Vorhange der die Zukunft deckt, u.
Arme des Todes liegen u. da seinem letzten Athem aushauchen wird! – So unsicher ist der Mensch
in den Besitzungen seiner edelsten irrdischen Kleinodien, denn er weiß nicht ob er Eines derselben
noch in der nächsten Stunde besitzt! Heil dem Menschen! der auf den Tod stets zubereitet ist u. im
Anblick der Ewigkeit wandelt! Heil dem Menschen der seine schönsten Kleinodien für eine andere
Welt versichert weiß, daß wenn sie für ihn hier untergehen er sie dort in jener Welt wiederzufinden,
diese schöne Hoffnung als Ersatz seines herben Verlustes davonträgt! Heil dem wahrhaft glauben-
den u. vor Gott wandelnden Christen! – Wir liefen mit günstigen Winden um den Mozam-
bique-Canal ein, der Insel Madagascar an der Rechten kamen wir oft nahe, u. sahen nach
einem Lauf von einigen Tagen am 27ten. May Jan de Nova. Wir kammen den äußeren Klippen in der
Nacht so nahe, daß wir sie nicht eher sahen, als wenn das Schiff ganz nahe war, u. das Getöse der brechen-
den See deutlich von uns gehört wurde. Wir sahen die Kobus-Bäume beym Aufgang der Sonne nachher
das Schiff schon wieder seewärts gewendet war, ganz deutlich. Am 29ten. May in der Nacht passirten
wir Juanna. Wir hatten jetzt wieder warmes Wetter u. mitunter sehr schöne Tage wo am
Abend sich oft die Luft durch heftige Gewitter u. starke Regengüsse entledigte. Ein solches Gewitter
biethet auf dem Meere einen furchtbar schönen Anblick dar. Wir konnten die seltsam schönen
zuckenden Blitze nicht genugsam beobachten. Am 3ten. Juni sahen wir eine Natur-Scene,
die sich wohl nicht oft zuträgt. Wir sahen ne
einer kleinen Wolke einen schmalen Strich, der sich nach u. nach verstärkte u. sich nach dem
Meere niedersenkte u. da dieser noch ungefähr sechs Ellen von der Oberfläche des Meeres
entfernt zu seyn schien, erhob sich das Wasser in der Gestalt eines dicken auf einer
Stelle zusammen gezogenen Nebels u. in fünf Minuten traten beyde, der sich senk-
ende Wasserstrich u. die aufsteigenden Nebelwolke zusammen u. bildeten eine
Säule, auf welcher der Himmel auf dem Meere zu ruhen schien. Es wurde bald
der ganzen Schiffsgesellschaft sichtbar, wie das Wasser vom Meere nach den Wolken
hinauf gezogen wurde, denn bald füllte es alle kleinen in der Nähe sich befindenden
Wolken, so daß sie schwarz und dick als zum Regen belastet erschienen, bald sich vertheilten
u. den Horizont schwärzten. Nachdem dies ungefähr Eine viertel Stunde gedauert, verdünnte
sich die Wolkensäule in der Mitte u. der eine Theil zog sich aufwärts u. vereinigte sich mit den
Wolken u. der andere Theil sank zurück ins Meer. Am 8ten. Juny hatten wir ein trauriges
Begegniß. Da ich einen Matrosen unterrichtet hatte u. mit meiner l. Frauauf dem Vordeck
auf u. nieder ging, welches wir jeden Tag regelmäßig thaten; fiel ein Junge von einer bedeuten-
den Höhe von dem Mast u. brach seinen Schädel. Nachdem ich meine l. Frau, die zum Glücke, nichts sah
wiewohl den Fall hörte, in die Kayüte hinuntergebracht hatte, u. zu dem Unglücklichen kam fand ich
unsern Freunde Mayor schon beschäftiget bey ihm. Spuren des Lebens kehrten wieder zurück; aber nicht
Gegenstand u. eile zu einem angenehmeren, wenn ich vorher bemerke. Schon seit dem wir das Vor-
gebirge verließen, wurde die immer näher rückende Zeit der Entbindung meiner l. Frau ein Ge[gen]stand
unsers Gebets u. ersten Trachdens, welches oft auch Sorge werden wollte, indem wir uns jeden Tage
mehr Columbo näherten u. da wollt uns unser Arzt u. Freund Herr Mayor verlaßen, so war es sehr
nothwendig daß wir uns bald entschieden u. bestimmen mußten ob wir in Columbo die Entbindung
abwarten oder unsere Reise fortsetzen
ich nicht ganz verlegen aber doch war es eine große Verantwortlichkeit auf mich. In beyden Rücksichten
waren Schwierigkeiten, welche wir nicht überblicken konnten. Doch der Herr hörte unser Gebet u. sorgte
denn am 9ten. Juny des Mittages wurde meine l. Frau von einer gesunden Tochter
glücklich entbunden. – Der Wind wehete zie
wir genöthiget waren unsere Fensterposten zu zuhalten, dieser Umstand trug sehr dazu bey daß wir
das Anerbiethen unserer Freunde Mayor annahmen u. ihnen unsere Kayüten überließen u. dahingegen
die ihrigen nahmen, welche abgeschiedener u. im Sturme heller war. Hier war es denn wo er u. ich
ihr alle Hülfe reichten die uns in dem Augenblick möglich war. In dem nächsten Augenblick an
tönte auf dem Verdeck die Todten-Glocke, welche die Einsänkung des Leichnahms jenes er-
wähnten Jungen, der in voriger Nacht gestorben war, andeutete. Jeder dumpfe Glockenschlag
tönte an mein bebendes u. um göttlichen Beystand flehendes Herz als ein Donnerschlag;
denn die, welche meinem Herzen so theuer ist, wandelte ganz nahe an dem Rande des
Grabes dahin u. ein Fehltritt der Natur oder ein Fehltritt des Arztes ließ sie bald zu
einer andern Welt hinüberschreiten! Aber der anbetungswürdigste Erbarmer erhielte s[ie]
mir! Da das Kind so gesund u. wohl u. keine Spur von Krankheit u. Schmerzen war, so beschl[ossen]
wir es in die Gemeine Xsti durch die heil. Taufe am 14 Juny aufzunehmen, welches den[n]
Auch im Beyseyn des Kapitains u. der ganzen Schiffs-Gesellschaft von unserem Freunde Mayor
vo[lzogen]