f die Zärtlichkeit meiner theuren Mutter mehr als jemals u. be-
trübte mich, daß ich sie oft verkannt habe. Ich sah sie jetzt gleichsam
vor mir stehen, sich ihre unermüdete Sorgfalt für mein Wohl, sah
wie sie deswegen so manches Vergnügen u. auch die nächtliche Ruhe
aufopferte; hörte gleichsam ihre liebevollen, mütterlichen Ermahnungen
u. Warnungen; sah den kummervollen Blick, wenn sie glaubte, sie hät-
te vergeblich ermahnet; sah die Thränen ih in ihren Augen, wenn sie be-
trübt ihre Seufzer auch für mich zu Gott schickte; u. fühlte dagegen
meine oftmaligen Vergehungen gegen sie, fühlte, daß auch ich oft
die Ursach ihres Kummers war, u. saß vom tiefsten Schmerz ge-
beugt halb betäubt da, beantwortete selten oder gar nicht die
Fragen jenes Gärtners, u. eilte endlich mit einem Strom von
Thränen in meine Stube, warf mich hier auf meine Knie,
ließ den Thränen ihren Lauf, wolte beten, und konte kein Wort
sprechen. Nach einer ziemlich langen Weile konte ich mich erst vor
dem Herrn, meinem Gott anklagen, u. um Vergebung aller mei-
ner Sünden bitten. Ich stellte ihm auch meine Untüchtigkeit zum
Schulamte vor, bat ihn um seine Kraft u. Gnade dazu, u. stand
etwas getröstet wieder auf. Den 15ten. d. M. fing ich im Namen
Gottes meine Schularbeit mit 7. Kindern an. Es kam mir zu
statten, daß ihre so wenige waren, u. ich freute mich nachher, u.
dankte Gott dafür. Nach geendigter Schularbeit ging ich zum Herrn
Pastor Petermann und prieß mich schon zum voraus glücklich, nachdem
ich etwas von seiner Herablassung, von seiner Leutseligkeit, von sei-
ner Demuth, von seiner zärtlichen Liebe zu Jesu Christo vernommen
hatte. Da ich ihm verschiedene Fragen, Berlin und diejenigen betreffend
die er dort kannte, beantwortet hatte, entdeckte ich ihm den ganzen
Zustand meiner Seele. Er gab mir die besten Lehren u. Ermahnungen
u. ermunterte mich, sonderlich zur Liebe gegen Jesum, der auch mich
so theuer erlöst hatte, u. zum Glauben an ihn. Zugleich gab er
mir eine lateinische Grammatik, die er mit mir laß, u.
versprach mir täglich einen kurzen Unterricht in dieser Sprache
zu geben. Er hatte viel Geduld mit mir, u., daß ich mit einem
Wort alles sage: Er war mir ganz Vater. Seine Predigten ge-
reichten mir zum Segen; denn eben dieser Predigten bediente sich
der Geist Gotte als Mittel, an meinem Herzen zu arbeiten.
Ich wurde auf die Quelle aller Sünden geführt, ich fühlte sie in
ihrer Abscheulichkeit, fühlte was das heißt, wider den Herrn, sei-
nen Gott, sündigen. Es wurde mir bange um Trost, u. ich
ward überzeugt, daß ich wenn ich keinen Erlöser hätte, ich ewig
verlohren gehen müßte. Aber die Sünder Liebe Jesu, seine Hirten-
treue, wovon das Herz meines theuren Vaters immer überfloß,
milderte meinen Schmerz. Es wurde auch mir jetzt das Wort ein
theures werthes Wort, daß Christus Jesus kommen ist in die Welt
die Sünder selig zu machen. Ich hörte ihn gleichsam auch mir zu
rufen: Kommt her zu mir alle die ihr mühselig u. beladen
seyd; ich will euch erquicken; hörte endlich auch das Wort: Sey