Herrn Bruder zu besuchen, welcher 1 Meile von Wollin wohnet, und
zwar würde er innerhalb 8 Tagen kommen. Wie er aber nicht
kam, so entschlos mich nach Stettin zu reisen, weil bald wieder fort
wolte, entweder nach Halle; oder nach Königsberg. Wie nach
Stettin kam so war der Herr E. eben auf 8 Tage ausgereist; muste
also unverrichteter Sache wieder fortreisen. Indem gerne völlige
Gewisheit in dieser Sache haben wolte. Endlich so komt er nach
Wollin, da eben etwas ausgegangen bin, und ist willens bis
den folgenden Tag dazubleiben, bekomt aber Gelegenheit und reist
innerhalb 2 Stunden davon. Wie ich zu Hause kam und ihm be-
suchen wolte; so hörte daß er bereits weg wäre. Ich schlos
also daraus, weil ihn nicht selber hätte können zu sprechen bekommen
ohnerachtet aller angewandten Mühe; daß es wohl der göttliche
Wille wäre, wieder nach Halle zu reisen. Und anietzo deucht
mir fast die Ursach davon einzusehen, warum ich habe wieder nach
Halle und nicht anderswo hin ziehen müßen. Indem menschlichen
Ansehen nach, wohl nicht möchte auf mich, bey gegenwärtigen Ruf
reflectirt worden seyn. Ja wie dazumahl meine liebe Mutter
mich frug, wen nun wegreisete, ob und wen ich wieder käme;
so antwortete: dieses beruhete allein auf dem Willen meines guten
Gottes, es könte seyn, daß ich gar nicht wieder käme und daß mich
Gott könte nach Indien schicken, wohin ietzt durch die Erbarmung
meines Gottes gehe. O Gott! wie wunderbar bist du in allen deinen
Wegen; aber auch alle deine Wege sind voller Güte. Wie ver-
schieden sind aber auch deine Wege von unsern, und deine Gedanken
von unsern Gedanken. Doch ist es immer, so wie du es machst, am
allerbesten.
Endlich so gefiel es meinen lieben Vater, einen so untüchtigen
und unwürdigen Menschen wie ich, zu einen so wichtigen
Amte zu rufen. Wovon vielleicht etwas ausführlich künftig
aufstetzen kan. Mein Trost ist bey dem Gefühl meiner Un-
tüchtigkeit ist: Treu ist der, der dich berufen hat, auch zu disen
Werk, der wirds auch thun, dich stärcken und gründen. Ihm
sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!