HochEhrwürdiger, Hochgelahrter p.
In unserm allerwerthesten Immanuel sehr Werther
Herr Professor,
 
Ew. HochEhrwürden werden aus unsern beyden letzten Briefen ohn Zweif-
fel ersehen haben, daß unsere liebe Saltzburger gar bald u. wieder
Vermuthen in Rotterdam angekommen, u. so bald als mögl. nebst uns
zu Schiffe gebracht worden: daher uns dero beyde liebesvolle Briefe
eingeliefert wurden, nachdem wir uns schon etliche Tage auf der
Reise nach Dover befunden. Sie liefen eben zu einer solchen Zeit
ein, in welcher uns eine väterl. Ermunterung u. evangelische
Aufrichtung nöthiger als etwas anderes war; wie sie denn auch
der treue Heyland an uns und unsern lieben Zuhörern gesegnet
hat. Gott sey gelobet, der allein fein thut zu seiner Zeit. Der
liebe Gott hat die lieben Saltzb. auf der Reise von Rotterdam
solche Dienge erfahren laßen, die weder wir noch sie sichs vor-
her einbilden u. vorstellen können. Und ob es uns gleich
nicht viel beßer gegangen, so sind wir doch mehr durch ihre
als unsere eigene Noth gebeuget, weil uns der liebe Hey-
land die Leibes- u. Seelen Wohlfarth dieser redlichen Leute gar
nachdrückl. auf unser Hertz gelegt hat. Wir konten nichts mehr
als äuserl. Vorstellungen thun, und zu unserm Erbarmer u. treuen
mitleidigen Hohen Priester schreyen, und glaubten gewis, er werde
hören und gnädig seyn. Drey Punckte sind uns in solchen