Hochberühmter Mann, ehrenvollster Förderer!
Dass du in Narva von Meinungsverschiedenheiten der Geistlichen geplagt wirst, habe ich ungern vernommen, zumal es auf diese Weise für dich schwieriger wird, das Ziel zu erreichen, wofür die Bürger nach dir verlangt haben. Gott möge allen Irrenden die Augen des Verstandes öffnen und die Wahrheit der Lehre zusammen mit der Frömmigkeit des Lebens unversehrt bewahren! Dass wir den Symbolischen Büchern in treuem Glauben zustimmen, fordert durchaus der Frieden der Kirche, dass sie aber der Heiligen Schrift keineswegs gleichgestellt werden dürfen, zeigt die Beschaffenheit jener Schriften und Verfasser zur Genüge. Wir haben jedoch keinen Grund zu bezweifeln, dass sie in den wichtigeren Lehrsätzen angenommen werden können. Aber christliche Klugheit wird dafür sorgen, dass das, was von geringerer Bedeutung ist und nicht "ausdrücklich" mit der Schrift übereinzustimmen scheint, niemandem als göttlich inspiriert aufgedrängt wird. Ist denn etwa in dieser Debatte gezeigt worden, dass die Symbolischen Bücher der Heiligen Schrift geradezu widersprechen? Wie viele Kirchen gibt es wohl in Deutschland, die der kurz so genannten Konkordienformel nicht beigepflichtet haben, die deshalb jedoch nicht der Heterodoxie bezichtigt zu werden pflegen, falls sie nicht anderen Irrtümern zustimmen? An ihrer Statt erkennt nämlich das Herzogtum Lüneburg die Julische Lehrsammlung an, so wie die Preußischen Gebiete das Preußische Handbuch , welche einander jedoch nicht gerade widersprechen, weshalb diejenigen, die allen Symbolischen Büchern verpflichtet sind, sie nicht vom kirchlichen Dienst auszuschließen pflegen.
Wie unmöglich es ist, mit dem ehrwürdigen Herrn Fischer zu sprechen, wirst du daraus schließen, dass er schon einige Wochen lang auf dem Landgut Lindenhof lebt und man mit ihm nur brieflich verkehren kann, worauf zu antworten er jedoch selten Zeit hat. Manchmal hat er dich wohlwollend erwähnt, aber mit welcher Entscheidung er den Auftrag erteilt hat, dich zu unterstützen, habe ich nicht vernommen, doch hat er bisweilen durch einen derartigen privaten Brief dafür gesorgt, dass diejenigen, die er in den öffentlichen Dienst gebracht hat, unterstützt werden sollen, nachdem man sich von beiden Seiten in den Dingen geeinigt hatte, über die irgendein Zweifel aufgekommen zu sein scheinen konnte. Was aber in Moskau bei den die Kirche betreffenden Bemühungen an Beständigkeit zu hoffen ist, werde ich schwerlich sagen können, besonders falls in jenem Reich die Lehre der Papisten anerkannt worden sein sollte, was die Nachrichten deutlich genug bezeugen. Gott möge für die Kirche sorgen und für alle, denen ihr Wohl am Herzen liegt. Seinem Schutz empfiehlt dich Hochberühmten von Herzen
dein ergebenster J. Uppendorf.

Übersetzung: Thomas Hübner

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