oder hören wollen
5. In der Nachmittags Predigt verlaß
der Herr Diaconus Pröhl anfangs den Lebens-
lauff Lutheri aus dem scripto so. Herr Jan
zu Oeringen auffgesetzet: hernach tractirete
er den Spruch: Gedencket an eure
Lehre p. daraus er vorstellete: Das christl.
Denckmahl welches gottselige Zuhörer ihren
Lehrern auffrichten solten; welches bestehe
1. in einen gedencken an sie 2. schauen auff ihr
Ende 3. Nachfolge ihres Wandels. In der
application wieß er, wie die Gemeine
anitzo dem seel. Luthero ein solch Gedenck-
mahl stifften solle, nicht allein aber ihme
sondern auch denen Lehrern, welche
Gott seiner Kirchen in diesem 2ten Jahr-
hundert geschencket, insonderheit denen
welche in denen letzten Zeiten eine
Erweckung gegeben, fürnemlich aber auch
dem großen und theuren Lehrer, welchen
sie heute vormittag gehöret, deßen Weg
Gott nicht ohne sonderbahre providenz zu
ihnen gerichtet. Er frug seine Gemeine,
Ob der Zuruff Christi, welchen er ihnen
verkündiget, nicht in ihr Hertz eingedrun-
gen; ob sie auch nicht so, wie er, beweget
worden; ob nicht die Krone des Lebens
vor ihren Augen schwebe p Er nahm Himmel
und Erden über seine Gemeine zu Zeu-
gen, dieses Zeugnißes der Warheit hal-
ber und repetirte und inculcirte die
gantze Predigt des Herrn Professoris mit
allem Nachdruck.
6. Der Herr Professor ging nach des
Herren Grafen Comtesse Schwester, der
Canonissin des Stiffts Gandersheim. Diese
sagte von des Herrn Professoris Predigten,
daß er darinnen dem Menschen sein Elend
zwar gründlich entdecke, aber ihn nicht im