Einführung Durch seine Predigten hat Francke einen weitreichenden Einfluß ausgeübt. „Er war ohne Zweifel der hervorragendste und wirksamste Prediger seiner Zeit und hat durch sein Beispiel überdies außerordentlich auf die Umgestaltung der Predigt im Allgemeinen eingewirkt“ (Kramer, A. H. Francke, II, S.361). Da er seine Predigten zumeist nicht nach einem ausgeführten Manuskript, sondern in freier Rede an Hand kurzer Dispositionen gehalten hat, sind uns keine eigenhändigen Predigtnieder¬ schriften Franckes überliefert. Wir besitzen nur eine Reihe von Dispositionszetteln aus späterer Zeit (vgl. Tagebücher 1720ff., AFSt A 174ff.). Seit 1694/95 wurde es üblich, daß Studenten seine Predigten mitschrieben. 59 umfangreiche Bände solcher Nachschriften befinden sich im Archiv der Franckeschen Stiftungen (AFSt L 5—31; M 23—31b). Sie werden z. Z. gesichtet und auf die Möglichkeit einer Auswahl¬ edition hin untersucht. Aus der Zeit vor 1694 liegen nur zwei Predigten Franckes im Druck vor. In den folgenden Jahren sind einzelne Predigten veröffentlicht worden. Seit 1697 begann dann in Halle eine reiche, planvolle Editionstätigkeit. Die Predigten wurden zunächst als Einzeldrucke in Duodez herausgegeben. 1699 erschien erstmalig eine Sammlung von Büßpredigten (Quart, 1706 2 ergänzt durch einen zweiten Teil, 1745 5 ). Es folgten weitere kleine Sammlungen: 1699f. die „Sonntags-Predigten“ und 1701 die „Fest- Predigten“, beide noch in Duodez und als Einzeldrucke gezählt. 1704 wurden sie in den „Sonn-Fest- und Apostel-Tags-Predigten“ zu einem Jahrgang vervollständigt (Quart, in drei Teilen gezählt). Diese ohne Zweifel bedeutendste Predigtsammlung enthält alle früher gedruckten Predigten — mit Ausnahme der Buß- und Leichen¬ predigten — und eine Reihe weiterer noch nicht veröffentlichter Predigten vornehm¬ lich aus der Zeit nach 1695. Sie hat eine Vielzahl von Auflagen erlebt und ist dabei mehrfach überarbeitet worden (1746 8 ). Daneben erschienen in der Folgezeit weiterhin Einzeldrucke, zumal es Brauch wurde, den Kindern der Schulen des Waisenhauses nach den vierteljährlichen Examina eine Schrift Franckes zu schenken. 1715f. entwarf Francke auf allgemeinen Wunsch einen Jahrgang „ICurtzer Sonn- und Fest-Tags-Predigten“, die 1716 als Einzeldrucke und 1718 in einer handlichen Ausgabe herauskamen (1745 6 ). Sie sollten im folgenden Jahr durch eine Predigtreihe über dieselbe Thematik ergänzt werden, aber Franckes Prorektorat und die anschließende „Reise ins Reich“ (1717/18) haben die Ausführung dieses Planes verhindert (vgl. Kurtze Predigten, Halle 1738, hrsg. von G. A. Francke). Auf dieser Reise hat Francke zahlreiche Predigten gehalten. Oft wurde der Wunsch nach ihrer Veröffentlichung ausgesprochen und entweder sofort oder später erfüllt. So sammelte sich wieder eine Reihe von Einzelpredigten an. Sie wurden 1723 als Einzeldrucke in der vierbändigen Sammlung „Predigten und Tractätlein“ zusammengefaßt (1729 2 ). Gleichzeitig gab Francke auch eine Samm¬ lung von „Gedächtniß- und Leichen-Predigten“ heraus. Die beiden letzten großen Predigtsammlungen Franckes, die „Sonn- und Fest-Tags-Predigten“ (1724, 1740 3 ) und die „Predigten über die Sonn- und Fest-Tags-Episteln“ (1726, 1741 3 ) bieten dann fast alle nach 1704 erschienenen Einzeldrucke — mit Ausnahme der Buß- und Leichenpredigten —, ergänzt durch ungedruckte Predigten seit 1701ff. 1726 kam schließlich auch ein Band der „Catechismus-Predigten“ Franckes heraus (1729 2 ). Aus der Fülle des Materials haben wir einige frühe Predigten Franckes ausgewählt, in denen sein genuines Anliegen und die zentralen Themen seiner Theologie besonders klar hervortreten (vgl. Peschke, Studien I, S.7). |