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HochEdler, Hochzuehrender Herr HoffRath und
und werthgeschäzter Herr Collega,
 
Ewr HochEdl. wollen doch nicht übel aufnehmen,
daß dieselben in dem Namen GOttes bitte,
bey der ietzigen Anatomie //u. hinfort// auf alle möglichste weise
zu verhüten, daß nicht //da//durch die //ohne das// Jugend vorwitzige
u. leichtsinnige Jugend aus einigen dabey ge-
führten Worten freymüthigen Worten oder //sonst// Gebehrden
anlaß nehmen möge sich zu versündigen, und dabey
//od// hernach in allerley unziemlichen Schertz , und ander
ungöttliches wesen zu verfallen. Ich würde so kühn
nicht seyn, //so doch// mit allem respect //geschiehet// deßen ietzo, Ewr HochEdl.
zu erinnern, wenn mich nicht die erfahrung der bißheri-
gen Anatomien, da mir dergleichen Kund worden,
dazu antriebe, //ich auch solches nicht thäte//, damit ich nicht durch verschweigung
theil daran nähme, u. damit dieselben in dero
Alter nicht vielleicht auf dero Todten-Bette einen
Schaden an dero Seelen davon //fühlen// haben möchten, so sie
anderer auch genommenes Aergerniß nicht nach aller
möglichkeit verhütet hätten. Bitte nochmals es von
mir als einen alten freunde //wann auch gleiche solche Erinnerung gantz überflüßig seyn möchte/./ nicht übel aufzunehmen,
da sie ja mein Hertz wißen, //wie dasselbe// das nichts anders als was
gott gefällig, darunter meynet, wie denn verharre
mit aller consideration verharre
Halle den 19ten oct: 1720.
Ewr HochEdl.
Gebeth- u. Dienstverbun-
denster
A. H. Fr.
 

[Transkription: Marc Liebke, Thomas Ruhland]
[Kollationierung: Karsten Hommel]