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Theurester Vater in Christo,
Die 150 Exempl. von der Entdeckung habe wohl erhalten, ver-
muthe aber, es werde daselbst viel Postgeld ausgeleget seyn,
so gar gern ersetzen wil, so es nur möchte specificiret werden.
Bin sonsten wie vor alle also auch vor hierunter erzeigte väterl.
Sorgfalt lebenslang verbunden. Mich wundert daß der buch-
führer nicht so fort exemplaria hieher verschaffet, denn sie
ohne zweiffel in großer Menge bald würden distrahiret
seyn, werden aber biß dato noch erwartet. Weil man in
dem Churfl. Resc[ript] zwar erwehnet, daß ich mich wegen der
pasquille beschweret, aber keine verordnung gethan, kehret
sich auch daran kein Mensch, sondern werden nach wie vor
öffentlich und ohne Scheu distrahiret. So ist auch nun M. Roth
mit seiner refutation oder Schmäheschrifft vor den tag kommen,
bin es nur kurtz durchgangen, habe in rebus facti gleich
auff 40 mendacia animadvertiret, ich geschweige der
sophisticationum und der schändlichen injurien, so er ausge-
stoßen. Herr D. Thom[asius] sendete mir so fort seine Meynung
darvon in beygelegtem brieffe, welchen wiederzusenden bitte. Ich habe
ein memorial auffgesetzet, so hiebey kommet. Wird es aber
nicht für rathsam erkant, kan es wohl zurückgehalten
werden, weil ich mir alles gefallen lasse. Bitte mir auch
sonst guten rath zu ertheilen, wie ich mich verhalten solle.
Die drey einliegende brieffe bitte nur ohnschwer Herrn M.
Schaden zuzusenden. Herr M. Süsse, so zu unser Stärckung
bey uns ist, grüßet gehorsamst. Verharre
Meines theuresten Vaters
Gehorsamer Sohn
M. Augustus Hermann Francke.
Glauche d. 3. Sept. 1692.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 189-190.