und haben Herr Schrader und Nicolai am Sontage, und auch
dieser am Montage wieder schrecklich gescholten, inson-
derheit aber von dieser letzten charteque anlaß genommen.
So träget man sich auch damit, daß meine klagende
beichtkinder haben die Acta von Erffurt bringen lassen,
und freuen sich die leute schon darauff daß Nicolai der pre-
diger sie auff die Cantzel bringen wil. Wenn also frey
alles hingehet, sehe ich nicht wie es endlich werden
wil, und wäre kein wunder, wenn ein Sturm
und auffruhr erreget würde. Ich dancke Gott, daß
wir alles fein angezeiget haben, und man uns also
die Schuld nicht geben kann, daß man es nicht bey zei-
ten gemeldet. Aus des Herrn Rechenbergs brieffe //vernehme//, daß
der Herr von Seckendorff nicht sonderliche lust zu haben scheine,
um meiner Sache willen alleine herzukommen. Der Herr hat
mich bißher aus allem getreulich erlöset, er wird und
wil mich ferner erlösen. Vielleicht wil es Gott nicht haben,
daß Menschen helffen sollen, sondern uns durch leiden also
prüffen, sonst wäre es ja wol für Menschen augen leicht
eine änderung zu machen. Mit Luppio habe wegen der
dedication wohl geredet, ist aber schon zu spät gewesen, und
wuste er auch schon, daß man seine Sachen wolte ver-
bieten lassen, sagte man könte es versuchen. Gewiß ist es
wenn diese dinge nicht alle mit rechtem Ernst und Eiffer
vorgenommen werden, wird es wenig helffen. Mit Ernst ers
ietzt meynt, der arge böse Feind. So müssen wirs auch
mit Ernst meynen. Den Titul von dem auffsatz
habe neulich auch vergessen, den hiebey sende, kan auch
geändert oder gebessert zurückgesand oder gedrucket wer[den.]
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 158-161.