Theurester Vater in Christo,
Hochwehrtester Herr Gevatter,
 
Es wird verhoffentlich mein bey jüngster Post abgelaßenes
nebst dem Memorial und beygehenden Schreiben an Herrn von
Fuchß wol angelanget seyn. Nun sehe ich gern, wenn
noch nichts in der Sache geschehen ist. Denn Gott hat endlich
hier einen Durchbruch gegeben, daß man Herrn Br[eithaupt] der Commis-
sion zugeordnet (wiewol nicht als Concommissarium, an
welchem bloßen Namen mir auch nichts gelegen ist) und auch
in meinen übrigen petitis wilfahret. Worauff 30. Octob.
die visitation würcklich angefangen. worden, da wir auch
die puncta so uns vorgeleget worden, beantwortet,
und unsere desideria guten theils angebracht ver-
hoffentlich zu einer nicht geringen verbesserung in re eccle-
siastica. Wird uns dann auch nur vom Consistorio defe-
riret, so erhalten wir in äußerlicher guten Veranstal-
tung und Ordnung so viel, als sonst in 5 Jahren nicht
erhalten wäre. Bitte also wo möglich das Memorial
nur zurückzunehmen. Wäre es aber zu spät, so mag es seyn,
und wil ich alle unkosten gern ersetzen. An den Herrn
von Fuchß kommet dieser veränderten umstände wegen
ein Schreiben hiebey, so ihm ohnschwer insinuiren zu
laßen bitte, Herrn von Schweinitz aber wissen zu lassen,
wie es mit der Sache stehe, und daß ich dessen Schreiben
wol erhalten, und nechstens zu antworten hoffe, wenn
nicht die visitation in allem Hinderniß giebet. In-
dessen bitte die Hände zu dem Herrn zu erheben, biß
er auch hierinnen das völlige Zeugniß seiner wunderba-
ren Güte dargeleget, dessen Hand empfhelend ver-
harre M[eines] Theu[resten] Vaters
Gebetschuldigster
A. H. Francke. mppria.
Glauche an Halle d. 21. Octis
1696.