Relation, die Er mir in Abschrifft zugesendet, zu fragen,
und denn seinen Vorwitz damit büßete, daß er die
schreckliche Blasphemien und greuliche Thaten, //die// sonst kein
Mensch glauben würde, daß sie unter Menschen gefun-
den würden, und welche dazu mit spurcissimis cir-
cumstantiis beschrieben sind, lesen müßte; worauff er
denn, wenn anders noch eine Furcht Gottes bey ihm
wäre, wohl wünschen dürffte, daß er es nie weder ge-
sehen noch gelesen hätte. Wie ich denn auch von Hertzen
wünschte, daß dieienigen, welche es gelesen, es aus ihrem
Gedächtnüß verbanneten, und soviel an ihnen wäre,
verhüteten, daß diese relation wegen der greulichen Umstän-
de in keines Menschen Hände weiter käme, sondern viel-
mehr die darin beschriebene Greuel, als eine Schandgebuhrt
des Teuffels, auff alle möglichste Weise supprimiret,
ia aus aller Menschen Hertzen ausgetilget würden. Kein Fürst
noch ander Herr in der Welt leidet, daß Dinge, die zu sei-
nen höchsten Unehren gereichen, nach Gefallen von ieder-
mann abgeschrieben und andern in die Hände gegeben
werden; wie solte denn Gott nicht beleidiget werden,
wenn dergleichen Dinge, dadurch sein heiliger Name,
aufs greulichste verunehret, ia gar blasphemiret
wird, abgeschrieben und propaliret werden //solten//. Ich empfeh-
le ihn in die göttliche Gnaden Beschirmung p
 
Halle den 25 Febr. 1706.
 

Abgedruckt in: August Hermann Francke: Streitschriften. Hg. v. Erhard Peschke. Berlin 1981, S. 219-230.
Kollationierung: Jürgen Gröschl