ich mercke, Sie machen ihnen dort ein concept
von dem hiesigen Stifft als ob sie wie in einem Catholischen
Closter versperret wären. Gibts Gelegenheit,
so bitte ich die wunderlichen Concepten, so sie davon
haben mögen zu benehmen. Die Fräulein von Chwal-
kovski will umb deßwillen, so viel ich schließen kan,
lieber die Helffte vom Gelde dorthin haben, alß
hieher ziehen, welches ich aber gar nicht eingehen kan,
weil es directe gegen die intention des Stiffters ist.
Ich meyne iedoch nicht, daß hierin weitere demon-
stration nöthig seyn wird, alß die ich ihnen in
meinen Briefen gethan. Solten die 1000 Thl.
gezahlet werden, so bitte ich, daß sie Ew. Gnaden
von Herrn Lysio an- und in Verwahrung solange
nehmen, bis sie uns dieselben, so ich auch diese
Mühe auffbürden darff, selbst mit her bringen.
Denn ich ja hoffe, daß Sie nunmehro bald bey uns
seyn werden. Ich bitte, wie alle andere Be-
mühung, die wir mit unsern Umbständen so
vielfältig verursachen, also auch diese nach ihrer
herzl. Liebe auff zu nehmen. Von dem Carl
Spener wirdt wohl Herr Doct. Breithaupt
schon geschrieben und sich Raths erholt haben,
weil es uns so wunderlich mit ihm gehet,
wiewol er zu mir gar nicht kommen ist. Wegen des
Ernst Speners wirdt Herr D. Richter meine Meynung überschreiben.
Hiemit verharre
Ewer. Gnaden Gebetsch. A. H. Francke
 

Abgedruckt in: Der Briefwechsel Carl Hildebrand von Cansteins mit August Hermann Francke. Hg. von Peter Schicketanz. Berlin [u.a.], de Gruyter, 1972 (= Texte zur Geschichte des Pietismus, 3, 1), S. 320.