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Hochgeborner Graf und Herr,
Hochgeborne Gräfin und Frau,
Nunmehro haben sich die Sachen so auseinander gegeben, daß ich die
veste resolution faßen können, auf den Dienstag den 8ten Maii, so Gott
wil, und wir leben, nach Langendorff zu kommen, um den Mittwochen
den 9. Maii früh vollends nach Köstritz zu reisen. Ich werde den studio-
sum Weisen, und meine Frau wird eine von unsern Hausmädgen bey
sich haben. Ew. Gr. Gn. habens Dero mehrmals wiederholten lieb-
reichen invitation zuzuschreiben, so Sie viele Beschwerung von uns haben
werden. Eine kutsche bringen wir mit, nehmen sie auch, weil wir da
unsere Sachen beysammen haben können, mit nach Köstritz und wieder
zurück; deswegen uns nur die Pferde, nicht aber eine kutsche, biß Langen-
dorff zu schicken. Gott lege seinen Segen und viel Gnade auf diesen
Weg und auf Köstritz. Ich verharre, nebst unterthäniger Empfhelung
von meiner Frauen
Ew. Ew. Gn. Gn.
unterthäniger Fürbitter
A. H. Francke.
Halle den 4ten Maii 1725.
 
Herr Walbaum ist vorgestern mit Herrn v. Natzmer nach Leipzig ge-
reiset, sonst hätte es ihn schreiben laßen. Dem Boten ist gelohnt; und
erwarten wir ihn den Sonntag wieder zurücke.
 

Abgedruckt in: Schmidt, Berthold, Meusel, Otto (Hrsg.): A. H. Franckes Briefe an den Grafen Heinrich XXIV. j.L. Reuß zu Köstritz und seine Gemahlin Eleonore aus den Jahren 1704 bis 1727 als Beitrag zur Geschichte des Pietismus. Leipzig 1905, S. 115.