Köstritz komme, habe ihm auch dabey geschickt, was er biß hieher zur
Reise nöthig hat. Das übrige sey nun der Regirung des Allerhöchsten
anbefohlen. Wenn diese dahin gienge, daß er nach Triebs käme, so
wüste ich, daß die Gemeine mit ihm wohl versorget wäre, daß die be-
nachbarten ein auferbaulich Exempel hätten, und würden andere knechte
Gottes mit mir den HErrn sehr preisen, daß er auch dazu unsern
24ten HErrn gebrauchte, ein unbillig verachtetes, bißher im finstern leuch-
tendes Licht auf einen bequemen Leuchter zu stellen, da es mehrern
leuchten könne.
Meiner Stärckung muß Ew. Gn. auch theilhafftig machen durch bey-
liegenden extract aus Wemeltoff u. durch die nachricht, daß ich nunmehro die
vocation, die Fr. Aug. K. in Bohlen p. Dr. Joh. Georg Jochen zu Erffurt,
zur andern Theol. Profession nebst der Praepositur bey der Schloßkirche
und Assessur im Consistorio zu Wittenb[erg] wircklich d. 8. Apr. 1726
gegeben, und die Geh. Räthe von Seebach und Coß contrasigniret
haben, in copia gelesen, welcher vocation zufolge Hr. Dr. Joch gleich
nach dem Oster-Fest nach Dreßden zu reisen mit Gott willens ist. Und
noch eine Stärckung aus dem extract eines Briefs aus Stockholm vom
15ten Mart: a. c. wie es ein recht wackerer u. angesehener Prediger und
Consistorialis daselbst mit seinen lateinischen Worten an mich ge-
schrieben hat.
So viel für dismal. Der Segen aber des HErrn fließe zu Köstritz
über und über. Amen.
A. H. Francke.
 

Abgedruckt in: Schmidt, Berthold, Meusel, Otto (Hrsg.): A. H. Franckes Briefe an den Grafen Heinrich XXIV. j.L. Reuß zu Köstritz und seine Gemahlin Eleonore aus den Jahren 1704 bis 1727 als Beitrag zur Geschichte des Pietismus. Leipzig 1905, S. 134-135.