Hochgebohrne Gräfin,
Gnädigste Gräfin und Frau,
Ew. Hochgr. Gn. dancke ich so herzlichst als schuldigst u. unter-
thänigst für den mir übersandten schönen u. gesunden Rhein-Wein. Der
große Gott hat mir meine Gesundheit, wie wieder verliehen, also auch
von Tag zu Tag gestärcket, mich bey sehr guten Appetit bißher auch er-
halten, u. mir nächtliche gute Ruhe verliehen, daß daher auch dieser
Wohlthat, die er mir durch Ew. Gn, in dem geschenkten schönen Wein
erzeiget hat, gar wohl werde genießen können. Ich achte mich keines
Tröpfleins Wassers, geschweige solcher vieler Wohlthaten vor Gott und
Menschen würdig. Weswegen ich denn desto mehr dafür Danck sage, u.
es mit Danckagung genießen werde, mit dem innigen Wunsch, daß Gott
auch Ew. Gn. diese Wohlthat reichlich vergelten wolle. Gott stärcket
mich auch sehr am Geist durch sein Wort aus der Nähe und auch aus
der Ferne, aus Franckreich u. England u. aus Indien, auch aus Dänne-
marck u. Schweden mit seinen Gnaden-Wirkungen, die mir mehr Er-
quickungen geben, als Malvasier u. Marzipan. Wer bin ich armer Wurm,
daß der Herr solches an mir thut? Hallelujah.
Ew. Hoch Gräfl. Gn.
unterth. Fürbitter
A. H. Francke.
mpp.
P. S. Die Fräulein von Seidewitz, als meine rechte Tochter in dem
HErrn, befehle ich Ew. HochGr. Gn. als einer treuen Mutter solcher
wahren Kinder Gottes; versichere aber insonderheit, daß Ew. Hochr. Gn.
u. alle Dero Descendenten u. Angehörige von mir in dem HErrn
millionen-mahl gesegnet werden. Hallelujah und Hosianna! verharre Ew.