Worte zu finden weiß, damit ich ausdrücke, wie empfindlich
mir solches ist, und wie ich Dich auch dafür so herzlich lieb
habe in dem HErrn. Ich muß ausrufen: O HErr, wie ist
deine Erbarmung so groß, daß wir so gar ein Hertz wor-
den sind in Dir!
Da ich so weit geschrieben, kommet Herr M. Lomer, u.
als der weggangen Herr Weidner, beyde hiesige Pre-
diger, die in Halle studiret haben, u. nehmen
mir etliche Stunden weg, daß ich daher meine
antwort an den lieben Herrn Eydam, u. an Herrn
Freylinh. D. Herrenschm. nicht vollenden kan.
Diß muß nur noch schreiben, daß alle Briefe
die mir die Herzogin von Würtenberg geschrieben,
ob sie gleich nicht das geringste in sich faßen, so nicht an
//sich// iedermann lesen dürfte, dennoch ihrer Person wegen
nicht leicht iemanden zu communiciren sind, damit
es kein gespräch gebe, so leicht schaden bringen könte;
weswegen auch die, so es empfangen, gar sorgfältig zu erin-
nern sind, nebst der bitte daß sie die gute Hertzogin in
ihr eifriges Gebet nehmen u. ihre Trübsalen, ja
gantzen Seelen-Zustand mit Flehen u. ringen vor GOtt bringen.
Ich muß abbrechen. Grüße uns segne das
gantze Hauß u. alle liebe Freunde in dem HErrn.
Mein Hertz ist nun voll von der meditation auf die hier
übermorgen abzulegende Predigt. GOtt helfe weiter. Adieu.
A. H. Francke mp.
 

Abgedruckt in: Neue Beiträge zur Geschichte August Hermann Francke's,
hrsg. von Gustav Kramer. Halle 1875, S. 51.
Kollationierung: Karsten Hommel