Copey senden. Mit Herrn D. Oleario hat man mich
im Consistorio auch auff eine solche Weise verglichen,
daß ich wol zu frieden seyn kan, in dem man nur
gesuchet ihn einiger maßen bei Ehren zu behalten, wel-
ches ich ihnen ja gönnen muß. Gestern bin ich selbst
zu ihm gangen, und habe von allem, worinnen ich
bißhero anstoß an ihm genommen, offenhertziger
mit ihm gesprochen, darauff wir doch im Frieden
von einander gegangen, und er mich gebeten, wenn
ich ferner etwas sehen würde, welches er besser
machen könte, solte ichs ihm nur alle Zeit sagen, er
wolte es von mir als einem guten freunde anneh-
men, und es für keine άλλοτριοεπισϰοπίαν halte[n].
Welches ich dann mit Gottes Hülffe in acht nehmen
wil, und hoffe ich es sey dieser durchbruch mit ihm
nicht ohne göttlichem Seegen bei ihm gewesen,
sonderlich da er auch bey der visitation vieles siehet,
so er vielleicht vorhin nicht gedacht.
Hiemit empfhele der Gnade des Allerhöchsten
und verharre Meines theuresten Vaters
im Herrn
 
Gebet und Gehorsamschul-
digster
A. H. Francke. mppria.
Glauche an Halle
d. 1. Dec. 1696.
Herrn Ludolffen wolte gern
nechstens antworten.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 478-483.