Durchlauchtigster, Großmächtigster Churfürst
Gnädigster Herr,
Ew. Churf. Durchl. melde hiemit in tieffster unterthänigkeit, welcher gestalt ich bey
denen hieselbst zu Erziehung der Jugend gemachten Anstalten unter andern auch
allerhand naturalia und rariora in regno animali, vegetabili et minerali colligiret, u.
wöchentlich eine Stunde dazu gesetzet, da die Jugend von solchen colligirten naturalibus gründ-
lich unterrichtet wird, davon einen nicht geringen Beytrag zu einer wohlgegründe-
ten erudition hoffend. Wann nun in Ew. Churf. Durchl. naturalien u. raritaeten Kammer
ohne Zweifel viele naturalia und rariora in duplo u. überflüßig zufinden sind, die etwa
ohne Schaden u. merckl. Abgang von dero raritaeten Kammer gemißet werden könten.
Als habe in unterthänigster Zuversicht zu E. Churf. Durchl. hohen Mildigkeit unterthä-
nigste Ansuchung hiemit thun wollen, E. Churf. Durchl. möchten gnädigst geruhen
mit solchem überfluß hiesige zur Erziehung der Jugend gemachte Anstalten
gnädigst zubeehren. Wodurch Ew. Churf. Durchl. nicht allein dero hohen Ruhm dero
Landesherrl. Mildigkeit vermehren, sondern auch //durch// sothane gnädigste Beschenckung die
studirende Jugend kräfftig ermuntern würden, das höchstnützl. u. zu Gottes
sonderbaren Ehren zielende studium naturale emsig zu excoliren, und ich meines
Orts werde solche gnädigste Willfahrung, wie andere bißhero genoßene hohe
Churfl. Gnade mit meinem unabläßigen Gebet zu ewiger Vergeltung
dem Allerhöchsten befehlen, verharrend
Ew. Churf. Durchl.
unterthänigster Fürbitter
bey Gott
Aug. Hermann Francke.