mir solches bey meiner gemeine gar guten vortheil, welche auffs neue
dadurch erwecket worden, daß sie zusammenlauffen, und anschläge
machen, wie sie noch einmahl bey Churfürstlicher Durchlaucht anhalten wollen.
Und da//vor//hin keiner von den richtern unterschrieben, hat nun der eine
auch wie ich vernehme mit thränen sein gutes hertz bezeuget, und
sind sonst auch schon viele thränen darüber vergoßen worden.
Meine betstunden seegnet der Herr gar augenscheinlich, und
habe ich noch gar überall an keinem Ort eine solche offene thür
gefunden, noch in solchen vollem Seegen gearbeitet. Der Herr
laße mich elenden unter solcher großen Gnade treu erfunden wer-
den. Es haben mich studiosi die von Herrn Prof. Dantzen kommen
versichern wollen, daß diesem Prof[essio] Orient[alium] [Linguarum] hieselbst
angetragen sey, so mir nicht unglaublich. Sonst habe allemahl noch
ein gut hertz zu ihm, doch hat es nimmer recht zu einer
wahren verleugnung durchbrechen wollen. Die übersant rela-
tion wird seyn liegen blieben. Wenn der gantze actus von etli-
chen stunden wäre gegenwärtig angesehen worden, würde es
viel schärffere impression gegeben haben. Der Herr behütet den
einfältigen.Weil ich vermeyne jüngstes Schreiben von D.
Koschwitzen in dero Schreiben eingeschloßen empfangen zu haben,
habe mich erkühnet gegenwärtiges von der J[ungfer] Wolffin wie-
der beyzulegen. Ich verharre hiemit
Meines theuresten Vaters
Gehorsamster Sohn
M. Augustus Hermann
Francke.
Glauche an Halle
d. 17. Dec. 1692.
 
Heute sind wir hie die liebe
Frau Stifftshauptmännin von
Quedlinb.[urg] mit ihrem Herrn und
Geschwistern und deren Männern
hie vermuthen, unter denen ist die
Fr. von Münchhausen aus Thüringen,
so eine gar theure Seele sein soll,
welche ich bißhero mündlich noch nicht
gesprochen.
 

Abgedruckt in: Spener, Philipp Jakob: Briefwechsel mit August Hermann Francke (1689-1704). Hg. v. Johannes Wallmann u. Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht Birkner. Tübingen 2006, S. 242-245.