Mein aller- Augspurg den 30 Jan.
liebstes Kind, 1718.
Gleich da ich mit der vorigen Post an dich geschrieben
u. den Brief fortgesandt, empfing ich dein werthes
Schreiben vom 6 Jan: und gestern habe ich auch
das vom 22ten richtig erhalten. Aus diesem letz-
teren habe ich gleich erkennen können, daß dein
liebes Herz unterm Druck u. leiden stehen müße,
wozu mir die bewegliche unterschrifft den Schlüs-
sel gab: deine Treue, die sich sehr nach dir sehnet.
Ach mein frommes Hertz betrübe dich ja nicht über
mein langes außenbleiben, du wirst doch tau-
sendfältig dafür erquicket u. erfreuet werden.
Es ist bißhieher so klar als die Sonne an dem
Himmel ist, daß mein verweilen u. fortreisen von
dem lebendigen GOtt abgemeßen ist, so, daß ich
mir biß auf diese Reise noch nicht hätte vor-
stellen können, daß die Führung GOttes in so großer
Gewißheit auf deiner Reise von Ort zu Ort
erkant werden könte, als ichs nun erfahren.