einrich Milde(1676 1739) war ein enger Mitarbeiter H August Hermann Franckes, Er bezog 1715 cin Zimmer in dessen Pfarrhaus und blieb von da an bis zu seinem Tod für das Hallesche Waisenhaus tätie. Dmitrij l. Tschizewski]. sein Doktorand Alfred Mietzschke und Eduard Winter haben die Bedeutung Mildes für die Betreuung böhmischer Exulanten und den tschechischen Buchdruck in Halle beschrieben, dabei aber einen Aspekt nur am Rande behandel: Mildes Reisetätigkeit. Dabei hat bereits Mildes erster Bioeraph Johann Adam Steinmetz(1089 1742) Mildes Reisen als Movens und Ausdruck seines Engagements für die verfolgten böhmischen Protestanten herausgehoben. In dem Lebenslauf Mildes, 1742 im Druck erschienen. heschreibt Steinmetz. dass dieser 1706 erstmals Böhmen be
reist habe, ein Jahr später Intormator in Wohlbach, das we
nige Kilometer von der böhmischen Grenze entfernt lag,
bei dem Pfarrer Christian Friedrich Crustus(1670 1743) Q6worden sei und von da aus immer wieder Reisen nach Böhmen unternommen habe, Die immense Wirkung dieser Reisen auf Milde fasst Steinmetz wie folgt Zusammen: „Dis gab ihm Veranlassung, aus recht dringender Liche den Zustand der Kirche Christi im Böhmen. und zuoleich die Böhmische Sprache zu lernen, allerlev Bohmische Bücher, die von der Wahrheit des kvangelii handeln, zusammen zu kauffen, und hier und da von des
scligen Johann Hussens Nachkommen verschiedene
BRIGETTE KLOSTERBERG „Der Segen dieser seiner Reisen wird noch in der Ewigkeit offenbar werden.“
Heinnich Mildes Reisen zur Unterstützung bohmischer
Protestanten
anzutreffen.|...) bben dis machte ihn zu einem fası Ssteten Pilgrim, der in den Tagen seiner Pilerimschaftt gar viel gereiset ist: indem nicht Jeicht ein Jahr seit seinen Böhmischen Auffenthalt vorkömmt,(die letzten Lebens-Jahre ausgenommen) da er nicht eine und andere Reise und mehrentheils zu busse gethan hätte. Der Segen dieser seiner Reisen wird noch in der Lwiekeit ollenbar werden.” Heute erinnern die Bücher und Handschriften aus dem Besitz Mildes, die er testamentarisch dem Waisenhaus vermachte, an sein Interesse an der Geschichte der Böhmischen Brüder und der verfoleten böhmischen Lutheraner. In seiner Bibliothek befinden sich allein 65 Drucke in tscheChischer Sprache, die zum Teil von exilierten Lutheranern stammten, sowie thematisch einschlägige Schritten auf Deutsch und Latein. Daer die Gewohnheit hatte, Notizen und Beobachtungen, teils aus seinem persönlichen Leben, teils aus Politik, Geschichte und der aktuellen Situation des Walsenhauses in seiner ausladenden Handschrift in die Bücher zu schreiben oder diese als Alban amicorum zu nutzen, erfahren wir nicht nur etwas über sein Denken und Handeln bzw. seine personellen Netzwerke, sondern auch. wie Mietzschke gezeigt hat, über seinen Lebenswee und seine Reisen oder anders ausgedrückt sein Iinerar.In Kombination mit seiner Korrespondenz bzw. der Korrespondenz branckes sowie der Lebensbeschreibung von Steinmetz entsteht so ein zwar fragmentarisches, aber durchaus stimmiges Bild seiner Tätigkeit für das Hallesche Waisenhaus im Kontext der böhmischen kmigration. Dabeitst zu beachten, dass die Überlieferung im Archiv der branckeschen Stiftungen und in Mildes Bibliothek primär
Auskunft über die Organisation der Betreuung protestan