Sünden haben meinen Jesum oft betrübt; da er nun hierauff stille ward,
sprach ich: Mein lieber Herr Neubauer bedencken sie was dabey stehet (nemlich
in dem Liede. Ach was soll ich Sünder machen Vers 2.) es heißet weiter: Doch
weiß ich, daß Er mich liebet
. Ach ja! sprach Er, das ist wahr: zwar es haben mei-
ne Sünden, meinen Jesum oft betrübt, doch weiß ich, daß er mich liebt
: welches er
denn mehrmahlen wiederholete. Führete auch darauf aus der Geschicht Davids
ein und anders, wiewol ohne völlige connexion an, nennete mich darauf
mit Nahmen, und sprach ich solte es repetiren; da ich denn von Christo aus den
Psalmen Davids anfieng, und er alles mit sonderbarer attention anhörete.
Ob nun wol von dem Patienten bisweilen etwas, so zur Sache nicht dienete,
mit vorgebracht wurde; zumal wenn seine Gemüthe von der Hitze eingenommen
war, so erhellet doch aus folgender relation offenbar, daß er in völligen Besitz
und Gebrauch seines Verstandes bey seiner Schwachheit geblieben. Denn als ich ein-
sten meynete, er schlafe ietzt, und er mich sachte husten hörete; fragte er mich,
was die Medicii zu meiner Brust-Kranckheit sagten? Als ich ihm kürtzlich geant-
wortet, gab er mir auch gar bedächtig und vernünftig seinen guten Rath dazu.
Nachdem wir denn auch ein und anders zu unserer Erbauung gesprochen, und
er unter andern manches aus dem hebräischen Psalter (als welcher sein manua-
le war, welchen ich oftmals, wenn ich bey gesunden Tagen zu ihm kam, und ihn
beym Tisch in seinen Geschäfften antraf, aufgeschlagen bey ihm gefunden habe, u.
haben wir manchmal mit einigen Worten uns daraus gestärcket) hatte mit
einfließen laßen, sagte er: Nun will ich mich zur Ruhe begeben.
Als wir von der Reinigkeit des Hertzens redeten, und auf die Wor des
Ps. 51, 12: לֵב טָהוֹר, בְּרָא-לִי אֱלֹהִים (Schaffe in mir Gott ein reines Hertz )
kamen, führete der sel. Herr Neubauer mit sonderbahren Nachdruck aus Ps. 73. sonderlich
die letzten Worte des 1ten v. an: אַךְ טוֹב לְיִשְׂרָאֵל אֱלֹהִים, לְבָרֵי לֵבָב (Isra-
el hat dennoch Gott zum Trost, wer nur reines Hertzens ist.) und zwar mit gedoppel-
ter Wiederholung und beyfügter kurtzen Einschärfung der beyden letzten hebräischen
Worte, was dieselben alles in sich faßeten, und wie nachdrücklich sie ausgesprochen
wären.
Als die Hitze des Patienten Gemüthe einsmals fast etwas starck eingenommen
hatte, that er zu obigen Worten auch hinzu: Nun mache er mir da vor meinem
Bette hier in der Stube ein klein Grab, und in der Neben-Cammer auch.
Wie ich
aber sprach: In den Wunden Christi ließe sich es fein ruhen; antwortete er mit
frölichem Gesichte. Das ist auch wahr. Ich deckte ihn inzwischen zu und sprach: Quiescas
in vulneribus Christi! wohlan! ruhen Sie nun in den Wunden unsers HErrn und
Heylandes Jesu Christi) Als er nun gegen den Morgen in der Dämmerung erwa-
chete, war er sehr munter; wir beteten, und ich stimmete auch das Lied an: O Jesu
süßes Licht, nun ist die Nacht vergangen
p. Da er denn bald diesen bald ienen Vers
zu-