Weimar. 1722. Januarius.1
in Gott andächtigen und hochgelahrten Herrn, Herrn Johann
Philipp Treunern, der heil. Schrifft hochberühmten Docto-
ri, hochfürstl. Sachsen-Weimar gesammten OberHofprediger,
BeichtVater, Ober-Consitorial und Kirchen Rath, Hochver-
dienten General-Superintendentii und der Kirchen
zu S. Petri und Pauli Pastori Primario, Einem sol-
chen Manne Gottes, der wie Johannes von Busse und
rechtschaffenen Früchten der Busse alle Zeit gelehret, auch
selbst in der Busse, wie sein Lebenslauff 2
bezeuget, ge-
standen; Einem solchem Manne Gottes, der wie Johannis
mit Fingern auf Jesum gewiesen, und geruffen: Se-
het das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt,
Einem solchen Manne Gottes, der wie Johannes vergnügt
gewesen, mit einem Kleide von Kamels Haaren mit
Speise von Heuschrecken und wilden Honig, ich wil sagen,
mit Brode, und Waßer;
( ) Einem solchen Manne Gottes von welchem konte gefraget
werden: Was seyd ihr hinausgegangen in die Wüsten zu
sehen, wollet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her
wehet? Antwortt, Herr. D. Treuner ist kein Rohr
gewesen das der Wind hin und her wehet; Was seyd
ihr hinnaus gegangen, zu sehen, wollet ihr einen Menschen
in weichen Kleidern sehen? Antwortt, Herr D. Treuner ist
kein Zertling, kein Mensch in weichen Kleidern gewesen, die wei-
che Kleider tragen, sind in der Könige Häußer; Eines solchen
Mannes Gottes, der wie allen rechtschaffenen Predigern von
Gott anbefohlen, aus sündlicher Menschen Furcht zu den Sünden
der Welt niemahls stille geschwiegen, sondern so lange er mit
aller Treue sein Amt bey uns geführet, behertzt geeiffert:
Das ist nicht recht! Jenes ist nicht recht! Dergleichen Reden
und Gedancken, mögen mit Grund der Warheit geführet
werden. Nun bin ich an diesen Ort nicht kommen, eine
Lügen Rede zu halten, oder jemand vorsetzlich mit einem Worte
( ) Probabile est, Johannem propter peculiare vita institutum
paululum etiam a vulgari loci illius vestitu dicessisse, et du-
rius genus elegisse, ut Nazaraeus esset: hoc est, separatus, ipso
etiam vestitu a reliquis incolis.

  1. von fremder Hand 
  2. Vgl. die Autobiografien J. P. Treuners unter den Signaturen AFSt/H C 585 : 10 und AFSt/H D 90 , 1308-1328 sowie AFSt/H D 90 , 1352-1363