Weimar. 1722. Januar. 25.1
ja die ihm seinen Kopf gekostet.
( ) Herodes, nimt, auf Antrieb seines verderbten Fleisches
und Blutes, des Bruders Weib, und lebet öffentlich in Blut-
Schande. An dem gantzen Hofe war kein so gewißenhaffter Mann
der den König warnet, nur ein armer Prediger überwand im
Glauben, die sündliche Menschen Furcht, bemühete sich des Kö-
niges Seele und seine eigene Seele zuerretten, des Königes Ge-
wißen, und sein eigenes Gewißen, vor Heimlichen Stichen
und Wunden zuverwahren, und saget dem Könige frey un-
ter die Augen:
Es ist nicht recht!
Hätte er diesesmahl geschwiegen, so wäre er nicht werth gewe-
sen, daß ihn der Erdboden getragen, weil er aber diesesmahl
und zwar zu der rechten Zeit geredet, so soll er nun ewig, ewig,
leuchten, als des Himmels Glantz. Solcher Göttlicher Eiffer hätte
billich mit Liebe, Lob und Gehorsam sollen gekrönet werden,
statt der ehren Krone, brachte die Welt die Martyrer Krone, gab
Johanni den Abschied, bewiese klar, wer künfftig ihre Gna-
de wolte genüssen, müsse nimermehr die bittern Worte in
den Mund nehmen: Es ist nicht recht!
§ Ich mercke schon, was dieser Hochansehnlicher Traur Con-
vent
vor Gedancken über angezogene Worte führet; Vie-
leicht ist es nicht übel getroffen, wenn ich folgende Aus-
legung mache: Wir haben heute den letzten Ehren- und
Liebens-Dienst, also dencken sie geleistet, einem eiffri-
gen Lehrer, nemlich dem Magnifico Hochwürdigen
in

( ) Disce ex hoc exemplo, quam dirum et acerbum
odium sit, odium veritatis, non potest il-
lud satiari nisi sangvine humano, eoque
innocenter effuso. Exemplo sit Cain con-
tra fratrem Abelem. Gen. IV.V.1. Jezabel contra
Eliam 1. Reg. XIX.V.2. Haman contra Mar-
dochaum, Est. V. v. 14.

  1. von fremder Hand