Nürnberg den 5. Aug.
1786.
pr. 11.ten ___
Verehrungswürdiger Herr Inspector!
Theurer Gönner!
Gantz kurtz will ich nur Euer HochEdelgeboren meine Abreise von Augsburg
nach Hamburg melden. Jetzt nur kurz. Von Hamburg aus werden Sie
die näheren Umstände erhalten. Ich müste denn gar keine Zeit mehr haben.
Ich bin zwar zwey Tage nach einander gefahren, und etwas müde. Das
hält mich aber doch nicht ab Ihnen nur etwas zu schreiben, da ich auch ver-
sichert bin, daß Sie mit mir Gedult haben. Der Herr Doctor Urlsper-
ger wird an Sie geschrieben haben, daß ich kein Vertrauen zu Ihn
hätte. Das habe ich wohl. Aber. – So soll ich denn nach EbenEzer.
Und gleichwohl findet mich der HErr Doctor nicht geschickt genug
darzu. Das schlägt mich etwas nieder. Ich gestehe es aufrichtig.
In Pensylvanien hätte ich gewiß unter der Aufsicht eines Oberpre-
digers mit mehrern Segen arbeiten können. Doch es muß des HErrn
Wille so seyn. Man kann mir es aber nicht verdenken wenn ich
mir die Sache etwas schwer vorstelle. Jetzt soll ich nun nach EbenEzer.
Ob aber die Gemeinde ein Zutrauen zu mir fassen kann, da sie
sonst solche außeordentliche Lehrer gehabt hat, kann ich vorjetzt nicht
entscheiden. Die Zukunft wird es lehren. Herr Weinland kann sich glück-
lich schätzen, daß er nicht nach Augsburg gekommen ist. Er hätte das
nicht getragen. Ich gönne ihn alles gute und wünsche daß er in Pensyl-
vanien in großen Segen arbeiten mag. Das können mir der Herr In-
spector glauben. Menschenhaß und Partheygeist müsse ewig aus
meiner Seele verbannet seyn. Die Liebe Christi dringet uns. Das soll mir
immer im Hertzen eingegraben bleiben, biß an meinen letzten LebensHauch.
Der Herr Castellan in Nürnberg des//sen// würdige Frau Gemahlin mich so liebreich
auf dem Schloß aufnahm heist Stromer von Reichenbach.