Nun will ich Ihnen noch eine traurige Begebenheit erzählen. Vor einigen Monathen zeigte sich etwas besonders
an zwey Männern in Effingham County 10 englische Meilen von EbenEzer in Goshen fiengen John Weisenbacker
MilitzCaptain und Christian Hermann Dasher MilitzMajor, an, religiös zu werden. Es predigte in Goshen ein junger
Mann Mr. Alcot von der absoluten Predestination, die er über alle andere Lehren der göttlichen Offenbahrung erhob.
Diese beiden W[eisenbacker] und D[asher] fiengen an darüber nachzudencken und unruhig zu werden, und die Ausprüche der Heiligen
Schrift fleißig zu lesen, die sie meinten zu ihrem Vortheil anwenden zu können. Dascher wurde auf einmal ein stren-
ger Predestinatianer. Weisenbacker zog sich noch etwas zurück. Sie giengen nach Savannah zu den englischen Baptisten,
von welchen ihnen die KinderTauffe höchst verächtlich gemacht und die Immersion der Erwachsenen nachdrücklich angepriesen
wurde. Beyde traten dann öffentlich auf, und sprachen in höhnischen und spöttischen Tone über die KinderTauffe
und über die Prediger, die man nicht mehr bedürfte, sie gaben unmittelbare göttliche Offenbahrungen Träume Gesichte
und Erschainungen vor. Sie giengen zu den BaptistPrediger in Savannah Mr. James Sivent und begehrten von ihm
die Tauffe. Dieser wollte sich nicht darzu verstehen. Zu dem Dasher sagte er in seinem jetzigen unruhigen Zustande
könnte er ihn nicht tauffen, bis er wieder zu sich selbst kommen würde. Dann giengen beide W[eisenbacker] und D[asher] zu einen Kaufmann
Dunning welchen die engl. Baptisten ausgeschlossen haben. Dieser gehört zu den New Lights geth auf die Schiffe und predigt.
Dann predigt er auch auf der öffentlichen Straße. Er will von keiner Ordination zum PredigtAmt wissen. Dieser
Meynung gaben Dasher und Weisenbacker gleich Beyfall. Beide setzten sich über die Bibel hinaus, und sprachen mit
groser Heftigkeit wider die Prediger. Dasher gab sich vor einigen Wochen vor den Apostel Paulus an, und Weisenbacker
gab vor er wäre Johannes der Täuffer. Am 6. Trinit.Sonntage h. a. den 18. July luden sie die Leute ein nach Goshen zu
kommen, Gott würde durch sie beide etwas besonders thun. Dasher setzte sich bei dem Wald und Weisenbacker predigte,
da Dasher nicht herfür kam, so gab Weisenbacker vor, der Geist wollte es nicht zulassen. So wurden also die Leute
die sich ziemlich zahlreich versammlet hatten getäuscht, der Abend kam herbey und es geschahe nichts außerordentliches.
Den 10. Trinitatis 15. Aug. taufte Hermann Dasher den John Weisenbacker um Mitternacht im Beyseyn zwey weiser
Leute als Zeugen. Weisenbacker gieng mehr als einmahl zurück. Dasher zog ihn endlich mit Gewalt ins Wasser hinein,
und taufte ihn. Den Monntag am 16. Aug. verließ Weisenbäcker seine Plantasche, und sagte zu seinen Negern die KornBlätter
abstreiften und trockneten, sie sollten nur arbeiten, er würde bald wiederkommen. Es geschahe aber nicht. Den 17. Aug. wurde er
von 23 Männern von Goshen gesucht, sie funden ihn nicht. Den 18. Aug. in der Nacht endigte er ohnstreitig 1 Meilen von
EbenEzer sein Leben. Den 21. Aug. wurde nachmittags Weisenbackers Huth 2 ½ Meilen von EbenEzer gefunden, und gegen
Abend ward sein nackender Leib bey einem Hügel von einigen weisen Mädgen, die Wasser aus einer Quelle schöpften
entdeckt. Die RaubVögel saßen auf seinen Leibe und hatten ihn sehr zerfleischt, diese hatten die Mägden aufmerksam
gemacht. In einer kleinen Entfernung von dem Ort wo sein zerrissener Körper lag, hatte er seine Kleider abge-
legt, und auch sein Hemde ausgezogen. Er hatte vorher gesagt, nackend wäre er //in// auf die Welt gekommen nackend gienge
er auch wieder aus der Welt. So bald die Nachricht kam, daß Weisenbacker todt gefunden worden wäre so eilten die Leute
schnell herbey, verfertigten einen Sarg in einer Stundte, führten den zerfleischten Leib nach Goshen und begruben ihn. Der Geruch
ist sehr starck gewesen, daß man es kaum hatt aushalten können. Weisenbacker hinterläßt eine Wittwe und 6 Kinder. –
Ich bitte mich dem Herrn ConsistorialRath Dr. Knapp, dem Herrn Cantzler Dr. Niemeyer, dem
Herrn Dr. Madai und Herrn Dr. Duffer zu empfehlen. Den lieben alten Vater Hubert bitte ich mich be-
stens zu erinnern, und zu sagen, daß der HErr alles wohl macht. An die Demoiselle Nebe werde ich
das nächste mahl schreiben. Ihre seligen Aeltern behalte ich im gesegneten Andencken. Ich ver-
bleibe immerdar mit aller Achtung,
Ihr
ergebener Freund
Johann Ernst Bergmann.
Dem Herrn Redant Joh. Fr. Borgold.