4 Kinder, meine kleine Tochter war das erste und ein noch junger Mann. In Savannah und in gantz Georgien
sind im vergangenem Jahre sehr viel gestorben, in den grosen Seestädten hat das gelbe Fieber eine grose
Zahl wieder hingeraft. Nach den Beschreibungen in den Zeitungen sollen die Russen eine schräckenvolle
Niederlage erlitten haben, wie die Türcken bey Aboukir, aber die Nachrichten sind von Paris. So geth hier
die Rede, der deutsche Kaiser Franz II. wäre enthront worden. 15 000 Russen sollen auf dem Schlachtfelde ge-
blieben seyn, 20 000 wären gefangen worden. Erstlich hieß es 40 000, vorher noch 50 000, und sollen
doch nur 80 000 wider die Franzosen gefochten haben. Sie hätten sich dann mit den Kaiser in 3 Colonnen
auf dem Rückmarsch nach Rußland begeben. Von den Oesterreichern davon 25 000 den Russen halffen steth
gar nichts. 20 000 Russen sollen sich ins Wasser gestürtzt haben. Die Franzosen hätten nur 800 an Todten
und 15- oder 1600 Verwundete. Auch wollen die Franzosen 150 bis 160 Canonen erbeutet haben. Die
Franzosen sollen nicht so starck gewesen seyn als die Alliirten, und doch steth daß 200 000 Mann ein ent-
setzlichen Geschrey wie Giganten gemacht hätten. Der Churfürst von Bayern und Wirtemberg sollen von
Napoleon zu Königen gemacht worden seyn. Die Engelländer haben wieder 5 Französische Linienschiffe genommen,
und zwey am Strand getrieben. So wird auch Pitt's Todt hier angekündiget, und daß die Engelländer den Krieg
fortsetzen, und nicht von Napoleon abhängig seyn wollten. Den Engelländern wünschen wilde Amerikaner
den Untergang, aber ich hoffe der HErr [wird] das liebe Land schützen. Alles Gute das noch hier in Amerika ist, [komm]t von
Engelland, das sollten die undankbaren Amerikaner auch erkennen lernen. Die Ewaldische christliche Monaths-
Schrift besitzen ich nun von Anfange bis zum 1. Stück 1805. Ich habe sie alle durchgelesen, von manchen Stücken
die darinnen enthalten sind kann ich hier gesegneten Gebrauch machen. Manches würde aber angepaßt werden, wenn
man Deutsch verstünde. Die Methodisten und englischen Baptisten predigen heftig wider diejenigen welche eine
Widerbringung behaupten. Dr. Petersen der sie auch behauptete, war doch sonst ein gottseliger Mann, dem die
Ehre Jesu am Hertzen lag. Der sel. D. Spener und die gottseligen Theologen in Halle , auch der fromme Dr. Waismann
im Würtembergischen haßten ihn nicht. Von den hiesigen Universalists ist zu melden, daß sie ein wildes Volck sind,
manche die hier und da in CourtHäusern predigten warn in wirklicher Lebensgefahr, nicht wegen christlicher
Rechtschaffenheit, sondern wegen ihrer anziehenden StichelReden auf andere Gesinntheiten. – Da ich jetzt nicht
mehr um Bücher für die hiesige Gemeine schreibe, so wollte ich doch für mich um einige bitten, die erschweren
die Fracht nicht. Des sel. von Bogatzky Lebenslauf, Krantzens Alte und neue BrüderHistorie , Bogatzkys Betrachtungen
über die AuferstehungsGeschichte unsres Heilandes . Dann hätte ich das wichtigste aller Schriften mit denen die hier ange-
kommen //sind// von diesen gesegneten Mann. Dann bitte ich um die Fortsetzung der christlichen MonathsSchrift des Herrn
Dr. Ewalds. Einige griechische Autoren für meinen Sohn. Er kann einmal unter den Methodisten gebraucht werden.
Ich wollte ihn anfangs in einen Store nach Savannah thun, aber weder hier noch in ein hiesiges College, wo alles sehr theuer
ist, ist es rathsam ein Kind zu schicken. Die Verführung ist zu gros. Die Methodisten sind eifrig im Guten, und zie-
hen auch die Kinder wohl und christlich auf. Die Bekanntschaft mit christlichen Leuten fand sich hier von sich selbst,
ich habe sie nicht lange suchen dürffen. Ich bitte mich den Herrn Directoren Sr. Hochwürd. Herrn Dr. Knapp, [Herrn] Dr.
Niemeyer gehorsamst zu empfehlen. Auch bitte ich den lieben Herrn Pastor O Bern und den l. Herrn Assessor Huber[t], der
mir so viel Gutes in Halle erzeigt, und mich mit vieler Geduld getragen hat, hertzlich zu grüßen, so auch die lieben
Ihrigen von mir und den Meinen. Wenn Sie an Herrn Pastor Engel in Eisleben Gelegenheit haben, Sie bitte ich auch mein
Gruß zu vermelden. Seit meinen Hierseyn von 1786 sind grose Veränderungen vorgegangen. Da ward der so-
genannte Illuminatismus offenbar, wovon ich schon in Augsburg hörte, auch hier davon gelesen habe. 1794 sollte
Engelland an die Franzosen übergehen, und alle Reiche in Republicken verwandelt werden, und es geschieht gerade das Ge-
gentheil. Es heißt auch der Krieg mit Preussen und den Franzosen sey sehr nahe. Der HErr wolle es abwenden! Die
Leute sehen nur auf das gegenwärtige. Nach einer Reihe von Siegen können auch grose Niederlagen erfol-
gen. In Engelland wird wahres Christenthum befödert, wäre es in Deutschland auch geschehen, so würde die grose
Nation nicht so gesiegt haben. Auf den Universitäten geth es heillos zu, ich bin mit Gebeth aus Leipzig nach Gatterstädt ge-
gangen, und war in groser leiblicher und SeelenNoth, ich schickte mich nicht vor jenen Ort, da lenckte der HErr es so gnädig daß ich durch
den Herrn Pastor Engel dem Herrn ConferenzM[iniste]r Burgsdorf bekannt ward. Diese wunderbare Fügung des HErrn bleibt tief in
mein Hertz eingeschrieben. Manche wollen sich mit Vernunft und Manieren und Schmeicheln forthelffen, darzu hatte
ich weder Geschick noch Anlage, und der elenden Wort Complimente bedarf man hier nicht. Bis hirher hat der HErr ge-
holffen. Er wird auch nach seiner Barmhertzigkeit in der letzten Noth hindurch helffen. Ihr
sind im vergangenem Jahre sehr viel gestorben, in den grosen Seestädten hat das gelbe Fieber eine grose
Zahl wieder hingeraft. Nach den Beschreibungen in den Zeitungen sollen die Russen eine schräckenvolle
Niederlage erlitten haben, wie die Türcken bey Aboukir, aber die Nachrichten sind von Paris. So geth hier
die Rede, der deutsche Kaiser Franz II. wäre enthront worden. 15 000 Russen sollen auf dem Schlachtfelde ge-
blieben seyn, 20 000 wären gefangen worden. Erstlich hieß es 40 000, vorher noch 50 000, und sollen
doch nur 80 000 wider die Franzosen gefochten haben. Sie hätten sich dann mit den Kaiser in 3 Colonnen
auf dem Rückmarsch nach Rußland begeben. Von den Oesterreichern davon 25 000 den Russen halffen steth
gar nichts. 20 000 Russen sollen sich ins Wasser gestürtzt haben. Die Franzosen hätten nur 800 an Todten
und 15- oder 1600 Verwundete. Auch wollen die Franzosen 150 bis 160 Canonen erbeutet haben. Die
Franzosen sollen nicht so starck gewesen seyn als die Alliirten, und doch steth daß 200 000 Mann ein ent-
setzlichen Geschrey wie Giganten gemacht hätten. Der Churfürst von Bayern und Wirtemberg sollen von
Napoleon zu Königen gemacht worden seyn. Die Engelländer haben wieder 5 Französische Linienschiffe genommen,
und zwey am Strand getrieben. So wird auch Pitt's Todt hier angekündiget, und daß die Engelländer den Krieg
fortsetzen, und nicht von Napoleon abhängig seyn wollten. Den Engelländern wünschen wilde Amerikaner
den Untergang, aber ich hoffe der HErr [wird] das liebe Land schützen. Alles Gute das noch hier in Amerika ist, [komm]t von
Engelland, das sollten die undankbaren Amerikaner auch erkennen lernen. Die Ewaldische christliche Monaths-
Schrift besitzen ich nun von Anfange bis zum 1. Stück 1805. Ich habe sie alle durchgelesen, von manchen Stücken
die darinnen enthalten sind kann ich hier gesegneten Gebrauch machen. Manches würde aber angepaßt werden, wenn
man Deutsch verstünde. Die Methodisten und englischen Baptisten predigen heftig wider diejenigen welche eine
Widerbringung behaupten. Dr. Petersen der sie auch behauptete, war doch sonst ein gottseliger Mann, dem die
Ehre Jesu am Hertzen lag. Der sel. D. Spener und die gottseligen Theologen in Halle , auch der fromme Dr. Waismann
im Würtembergischen haßten ihn nicht. Von den hiesigen Universalists ist zu melden, daß sie ein wildes Volck sind,
manche die hier und da in CourtHäusern predigten warn in wirklicher Lebensgefahr, nicht wegen christlicher
Rechtschaffenheit, sondern wegen ihrer anziehenden StichelReden auf andere Gesinntheiten. – Da ich jetzt nicht
mehr um Bücher für die hiesige Gemeine schreibe, so wollte ich doch für mich um einige bitten, die erschweren
die Fracht nicht. Des sel. von Bogatzky Lebenslauf, Krantzens Alte und neue BrüderHistorie , Bogatzkys Betrachtungen
über die AuferstehungsGeschichte unsres Heilandes . Dann hätte ich das wichtigste aller Schriften mit denen die hier ange-
kommen //sind// von diesen gesegneten Mann. Dann bitte ich um die Fortsetzung der christlichen MonathsSchrift des Herrn
Dr. Ewalds. Einige griechische Autoren für meinen Sohn. Er kann einmal unter den Methodisten gebraucht werden.
Ich wollte ihn anfangs in einen Store nach Savannah thun, aber weder hier noch in ein hiesiges College, wo alles sehr theuer
ist, ist es rathsam ein Kind zu schicken. Die Verführung ist zu gros. Die Methodisten sind eifrig im Guten, und zie-
hen auch die Kinder wohl und christlich auf. Die Bekanntschaft mit christlichen Leuten fand sich hier von sich selbst,
ich habe sie nicht lange suchen dürffen. Ich bitte mich den Herrn Directoren Sr. Hochwürd. Herrn Dr. Knapp, [Herrn] Dr.
Niemeyer gehorsamst zu empfehlen. Auch bitte ich den lieben Herrn Pastor O Bern und den l. Herrn Assessor Huber[t], der
mir so viel Gutes in Halle erzeigt, und mich mit vieler Geduld getragen hat, hertzlich zu grüßen, so auch die lieben
Ihrigen von mir und den Meinen. Wenn Sie an Herrn Pastor Engel in Eisleben Gelegenheit haben, Sie bitte ich auch mein
Gruß zu vermelden. Seit meinen Hierseyn von 1786 sind grose Veränderungen vorgegangen. Da ward der so-
genannte Illuminatismus offenbar, wovon ich schon in Augsburg hörte, auch hier davon gelesen habe. 1794 sollte
Engelland an die Franzosen übergehen, und alle Reiche in Republicken verwandelt werden, und es geschieht gerade das Ge-
gentheil. Es heißt auch der Krieg mit Preussen und den Franzosen sey sehr nahe. Der HErr wolle es abwenden! Die
Leute sehen nur auf das gegenwärtige. Nach einer Reihe von Siegen können auch grose Niederlagen erfol-
gen. In Engelland wird wahres Christenthum befödert, wäre es in Deutschland auch geschehen, so würde die grose
Nation nicht so gesiegt haben. Auf den Universitäten geth es heillos zu, ich bin mit Gebeth aus Leipzig nach Gatterstädt ge-
gangen, und war in groser leiblicher und SeelenNoth, ich schickte mich nicht vor jenen Ort, da lenckte der HErr es so gnädig daß ich durch
den Herrn Pastor Engel dem Herrn ConferenzM[iniste]r Burgsdorf bekannt ward. Diese wunderbare Fügung des HErrn bleibt tief in
mein Hertz eingeschrieben. Manche wollen sich mit Vernunft und Manieren und Schmeicheln forthelffen, darzu hatte
ich weder Geschick noch Anlage, und der elenden Wort Complimente bedarf man hier nicht. Bis hirher hat der HErr ge-
holffen. Er wird auch nach seiner Barmhertzigkeit in der letzten Noth hindurch helffen. Ihr
treu ergebener
Johann Ernst Bergmann.
Sr. HochEhrw. HErr Pastor Nebe.