Die Universalisten ziehen heftig los in ihren Discoursen, so nennt man hier die Predigten (entweder
discourses oder Sermons) auf die Presbyterianer, Wesleys Methodisten und englischen Baptisten
so hat sie neulich ein Universalist mit den drei unreinen Geistern die den Fröschen gleichen Revel. 16,
13 verglichen, und die Worte part, und work, dreymal nacheinander ausgesprochen. Das erste gieng
auf die Pr[esbyterianer] und Bapt[isten] und das andere auf Wesley Methodisten, denen wird Schuld gegeben, daß sie nur
auf Wercke drängen und die Gnade gantz beiseite setzten. In Philadelphia und Pensylvanien lassen
sich nicht wenige noch einmal tauffen. Die Kindertauffe ist hier zum Gespött geworden. Der verstorbene
Presbyterianer Prediger Smith der in Savannah standt doch nur 2 Jahr taufte einmal ein Kind vor öffent-
licher Versammlung, und sagte viele spotteten, was könnten mir Tropfen Wasser helffen. Er hätte nichts
wider die Immersion so lange aber es fest stünde, denn solcher ist das Reich Gottes sollte ihn niemand
abhalten die Kinder zu tauffen. Mit mir hat noch keiner angefangen sich einzulassen. Ausser wegen
des Unterrichts im Christenthum da sagten die englischen Baptists das müste ihnen der Heilige Geist lernen,
da sage ich auch. Unsere Kinder sagen sie lernen Schreiben, Rechnen und Lesen, von der Bibel lassen wir
sie in den Schulen nichts lehren. Wären aber manche besser gegründet, wenn sie erweckt, so würden dann
nicht so viele Zänckereyen entstehen. Daß es in Deutschland betrübt aussieht, davon geben die hiesigen
Zeitungen Nachrichten. In einer Savanner Zeitung steth eine kurtze LebensBeschreibung von B[onaparte] in Frank-
reich. Der Wiener Hof wird beschuldigt daß solche schlechte Anstalten wären gemacht //worden// und die Oesterreichi-
schen Generale wären so eingeschränckt gewesen, daher hatte B[onaparte] gesiegt. In Italien und Egypten wurden
unmenschliche Grausamkeiten ausgeübt. Jefferson wird wie die Zeitungen sagen im künftichen Jahr wieder
zum President gewählt werden. Der Vice President Aaron Burr wird seine Stelle verliehren und
es wird geschrieben, daß sie durch den Governor Clinton im Staat Neu Yorck wird besetzt werden. – Den
14. Mart h. a. geschahe ein großes Unglück zwischen Charleston und Savannah, 18 Personen unter
welchen zwölf Neger waren, wollten in einen weiten offenen Boot nach Beaufort in S[üd]Carolina fahr[en]
sie kamen an eine Sandbank das Boot übersetzte und nur ein einziger weiser Mann ward noch gerettet,
dieser ist aber auch gestorben, er war so sehr beschädigt, daß er unfähig war von der traurigen Bege-
benheit etwas anzeigen zu können, alle todte Körper fand man wieder, bis auf einen weisen Mann, den
man bei aller angewendeten Mühe nicht wieder finden konnte. Von dem Herrn Dr. Muhlenberg in Lancaster er-
hielt ich im Winter einen Brief ich sollte ihn die hiesigen GrasArten und Saamen schicken, das kann aber nicht
eher geschehen bis auf den Herbst. In diesen Staaten herrscht große Unordnung in weltlichen und kirchlichen An-
gelegenheiten. Die weite Entfernung von Europa hält noch den Krieg zurück. Alle Länder werden noch heim-
gesucht werden, darum muß man sich fest an Gottes Wort halten um in der Versuchung bestehen zu können.
Das Geld muß richtig ankommen vor die letzte Kiste mit Büchern und Artzeney. Alle die Artzeney das letzte
mahl erhielten bezeigten ihre Zufriedenheit. Das sehen Sie aus den gegenwärtigen Verzeichnis. Auch so gar
Englische lassen verschreiben. Dis ist noch der einzige Weg Ihnen in Halle einiges Geld schicken zu können.
Der ProcesWeg möchte mislingen. Wüsten Sie die hiesige Lage der Dinge so, wie ich sie aus trauriger Er-
fahrung habe können lernen, Sie gäben mir gewis recht. Die Advocaten haben in diesen Staaten zu
viel Freyheit, unter ihren verstorbenen König Friedrich würde mancher mit lebenslanger Zuchthausstraffe
gezüchtiget worden seyn, wenn er das gethan hätte, was sich hier diese RechtsVerkehrer erlauben. Ihr
jetziger König wird hier als ein weiser Regent gerühmt, wir sollen ja wohl fleißig für Ihn bethen. Wie
glücklich ist ein Land das mit einen weisen Beherrscher gesegnet ist, der sich der Sache unsers HErrn und Hei-
landes annimmt. Darnach fragen viele Große in diesen Staaten gar nichts. Neulich ist ein angesehener Gentle-
man vor EbenEzer vorbei gereißt, wo er auch abstieg, und in die Kirche gieng die hier nie geschlossen wird.
Da hat er die Leute nach mir gefragt, wegen meines Verhaltens, ob ich englisch sprechen könnte, und ist dann
weiter gereißt, es war am früh Morgen bei TagesAnbruch. So hatte ich vor einigen [Tagen] ein Gespräch mit einen
Römisch Catholischen, der sagte daß man den Leuten empfehle die Bibel zu lesen wäre nicht recht, es wären
daher so viel Secten entstandten, ich sagte ihn der HErr hätte es gebothen Johann V, 39 und das wäre genug.
Er getraute sich nicht weiter zu antworten. Dann wollte er es nicht zugeben daß es wahr //wäre,// daß seine Kirche
so grausam verfolgt hätte, ich sagte, wenn er dieses vor unwahr halte so müste er auch zweifeln ob B[onaparte ?]
je in Egypten war. Die Römischen kann man durch ihre eigene Schriftstellen widerlegen, ich weiß nicht wie ihnen
die Protestanten so nachgeben können. Alles gegenwärtige Unglück kommt ja aus der römischen BlutKirche.
Es ist doch einmal wahr, daß sie Heiden und Türcken an Grausamkeit übertrift. Sie werden nun in Ihren näch-
sten Schreiben anzeigen, wie wir mit einander stehen . Das Geld habe ich an die Kaufleute Herrn John H.
Deubell und John M. Kunze in Savannah ausgezahlt, diese versprachen es bei der ersten Gelegenheit nach Altona
zu übermachen. Ehe die gegenwärtigen Schreiben ankommen muß es angekommen seyn. Verlohren ist es nicht, ich habe
alle Sorgfalt dabei angewendet. Wenn ich weiß wie es steht, so will ich Ihnen ins künftige wieder etwas aussetzen
vor Ihre viele Mühe. Der HErr wolle Sie und Ihre liebe Familie dafür reichlich segnen. Ich bin mancher Bücher
sehr bedürftig vor meinen Sohn, er mag wehlen was er will, so will ich ihm doch mit göttlicher Hülfe lernen und
lernen lassen, was ich kann. Ich brauche ein Griechisches und Lateinisches Lexicon eine LXX dann einige Autoren.
Hier kann ich solche Bücher nicht bekommen, und wenn sie zu haben wären, wie es doch nicht ist, so kosten sie so viel
daß einen davor grauet. Der Schullehrer Gottlieb Ernst läßt um ein Kümmelmannisches PredigtBuch vor Bezahlung er-
suchen von der Art wie das war welches Sie letzlich übersendeten. Dann hat Andreas Gnan um 2 GebethBücher
und 1 Catechism des sel. Luthers bitten lassen. Daß nicht alles in der gehörigen Ordnung steth, kommt daher,
weil sich die Leute sehr unordentlich melden. Wegen der Entfernung muß man auch hier Geduld haben. Sie
bezahlen alle willig. Des Dr. Nösselts Wahrheit der christlichen Religion wäre auch hier zu gebrauchen.
Der Captain Kogeler läßt mir keine Ruhe, er will eine KriegsGeschichte vor 3 bis 4 Dollars. Es wird
doch eine in Halle zu haben seyn. Wohl dem der die biblischen Geschichten fleißig ließt und betrachtet und
sie zum Heil seiner Seele gebraucht! –
J. E. Bergmann
NB: Das Porto vor Briefe trage ich
willig und gern. –