Praes. d. 22. Jul. 99.
resp. m. Nov.
EbenEezer in Georgien,
den 3. April.
1799.
Hochwürdiger Herr!
Hochzuehrender Herr Doctor!
 
Ew. Hochwürd. werden mir es vergeben, daß ich mir wieder die Freiheit genommen
habe zu schreiben. Ob ich gleich keine erfreuliche Nachrichten liefern kann, wie ich freylich
wohl wünschte, so hoffe ich doch, daß dasjenige was ich berichte nicht übel aufgenommen,
sondern vielmehr zum Gebeth und Fürbitte erwecken wird.   Hier lebe ich nun gantz
allein ohne alles Geräusch, um mich herum bleibt alles geistlich todt, ausser diejenigen welche
in einer Entfernung von mir wohnen. Die errichtete Schule wo deutsch und englisch
gelehrt wird, richtet mich noch auf. Ehe hier die Schule errichtet ward, hatte ich einen sehr
harten Standt, doch habe ich durch Gottes Gnade unter Kampf Flehen und Gebeth und Auf-
sehen auf Jesum durchgedrungen, und gantz allein, kein einiger Mensch war auf meiner Seite.
Im Jahr 94 ward hier in EbenEzer ein Courthaus aufgerichtet, alle Ober- und Unter-Ge-
richte in Effingham wurden hier gehalten. Der OberRichter William Stephens Esqr. dem ich
in einem Schreiben dankte, daß er in dem House of Assembly einen Charter of Incorpera-
tion of the EbenEzer Church and its dependencies ausgewürkt hatte, nach welchen nichts
aus Deutsch gepredigt werden darf und nach welchen die Trustees der Gemeine das Recht
und die Vollmacht überkommen haben alle Schulden einzufodern, wurde mir geneigt, da
ich doch gantz und gar die Kunst mich anzudringen und einzuschmeicheln nicht gelernt habe, und
auch nie lernen will, er besuchte mich einmal, lud mich mit zur Court ein, wo ich mich neben
ihn setzen muste. Dis geschieht auch in Savannah daß die Geistlichen an der Bischöflichen Kirche und
an der Presbyterian Meeting zur Court eingeladen werden und sich neben den Chief
Justice setzen. Sie haben aber weiter keinen Einfluß in die Gerichte, dis ist nach den Revolutions
Kriege der sämmtlichen clergy verbothen worden, da es von jeher der guten Sache des HErrn nach-
theilig gewesen ist, wenn sich Geistliche in weltliche Angelegenheiten mischen. Hierüber
wurden einige Engelländer die in EbenEzer und einige Meilen davon wohnten ergrimmt, aus
Nationalstoltz, und suchten auf eine hinterlistige Art Gelegenheit an mich zu kommen, diese
konnten sie schwer finden, da ich ihren Umgang gäntzlich vermied. Nun ward hier
95 eine englische Schule angelegt, die aber mit der Gemeine in keiner Verbindung standt. In
jeder County soll von Rechtswegen eine solche Schule seyn, worzu das House of Assembly
jährlich 40 Pfund bestimmt hat. Die Jugend wird im Lesen und Schreiben worzu auch das Rechnen
gehört, unterrichtet. Waisen Kinder haben die Schule frey, die übrigen Kinder müssen jedes
das viertel Jahr 2 bis 3 Taler zahlen. Aber das ist doch immer sehr betrübt, daß die meisten engli-
schen Schulmeister von der Heiligen Schrift nichts halten. Sie legen sie spöttisch beiseite, und
mit solchen verderblichen Grundsätzen wird die arme Jugend angefüllt. Zwey böse Engelländer