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HochEhrwürdiger, Hochgelahrter p
In Jesu Hochwerthester Herr Professor,
 
Durch dero den 23 Jul. datirten und den 23 9br. st.V. erhaltenen recht
väterl. Zuschrifft sind wir und unsere Zuhörer sehr erfreuet u. zu vielem Lobe G[otte]s
ermuntert worden, Unsere Gemüther sind offt nach Halle, in die Anstalten
des Waysenhauses u. auf das Werck des Herrn daselbst gerichtet, u. wünschen
wir in unserm armen Gebete nichts öffter u. lieber, als daß der Herr viele
Arbeiter daselbst mit Geist u. Krafft ausrüsten, und zu diesem Zweck den treuen
Dienst s. Knechte daselbst überschwenglich segnen wolle. Der Herr verbinde durch
seinen Geist s. Kinder u. Knechte wie an andern also sonderlich an Ihrem
Orte, daß Sie mit vereinigtem Geiste u. Krafft in dieser letzten betrübten Zeit,
da alles so verworren u. jämmerl. in der welt aussieht, vor den Riß treten,
u. erretten helffen, was sich noch wil retten laßen. Er sey demüthig
gelobet, der an die Stelle des seel. Herrn Prof. Zimmermanns, deßen Hintritt
aus dieser Zeitligkeit uns sehr schmertzl. zu vernehmen gewesen, wiederum
einen Mann kommen laßen, den der treue Gott schon mancher schönen Erstlinge
seines göttl. Seegens gewürdiget, er wolle ihn (welches in Erinnerung vie-
ler von ihm empfangenen Wohlthaten von Hertzen wünsche, u. vom Geber
aller guten Gaben erbitten helffen wil) von nun an in die volle Erndte führen
Joh. IV 36-38 und es ihm zu dem Ende an LeibesKräfften u. dem reichen Zu-
fluß s. Gnade nie fehlen laßen. Er stärcke auch die übrigen lieben Väter,
u. laße uns künfftig von Ihrem leibl. Wohlergehen u. gesegneter Ausrichtung Ih-
res Amts viel erfreuliches vernehmen. Wir sind hier in einer Wüsten, wo
uns Gott äuserl. und innerl. mancherley erfahren läßet, das uns in der vorigen
Zeit gantz unbekandt gewesen: Und weil wir im gantzen Lande kei-
nen Menschen wißen, von dem wir einen tröstl. Zuspruch u. Evangel.
Erweckung, die uns doch offt nöthiger als irgend etwas ist, erwarten
können, so ist es uns als ein Hertzstärckender Balsam, wenn uns
von unsern lieben Lehrern u. Vätern etwas zu Gesichte kommt, das zu die-
sem Zweck dienet. Wie ich denn bekennen muß, daß dero geneigte
Zuschrifft uns im Glauben u. Vertrauen auf den lebendigen Gott mächtig