und aus der kirchlichen Versammlung, welches mit s. principio eigentl. übereinkommt, wie er
den zu Herrn Gronau gesagt, daß es für erweckte Seelen beßer wäre, aus der Kirche zu bleiben,
sie machte nur eine falsche application auf sich, u. würde im Christenth. aufgehalten p. Kirchen-
Gehen u. Beten, wie auch äuserl. Handlung geschehen bey ihm durch einen innerl. Trieb, ohne den-
selben unterbleiben sie. Von gemeinschafftl. Gebet hält er wenig oder nichts. Gegen Kal-
chern u. s. Weib hat er sich wieder den Besuch der Predigten mit anstößigen Worten heraus-
gesto//la//ßen. Ich übergehe s. übrige paradoxe Reden u. Handlungen, es ist an dem ange-
führten gnung. O was wird dies vor ein übles Exempel seyn, u. eine Sache, die das
gute Vertrauen gegen ihn bey uns u. der gemeine hindern wird. Da wir uns nach
s. Ankunfft bey ihm nach dem Reiche Gts in Halle erkundigten, konte er uns weiter nichts
erzehlen, als daß er unterweilen den Herrn Fuhrmann gehört, u. einmahl zum H. Abend-
mahl gewesen sey. Von den Gelegenheiten zur Erbauung im Waysenhause u. sonst,
wuste er uns nichts zu erzehlen, kante auch wenig Kinder Gottes, außer daß er, wenn
man nach einem u. den andern nehmentlich fragte, sagte, er vermuthe, der hätte auch
was Gutes p Es gibt aber in Halle ein paar Frauens-Persohnen, an die er als s. liebste
Freundinnen im Gebet u. sonst gedencket, deren Nahmen er mir aber nicht sagen wolte, ich
sorge das sind die Leute, die ihn in solche Unordnung verwickelt haben. Wenn er auch
//eigene// einige principia hätte, u. sie nur bey sich behielte, auch sich zur Predigt
halten u. also der gemeine ein gut Exempel geben wolte, so würde er noch leichter
zu tragen seyn, so aber sind wir in Gedränge, u. wißen nicht, was zu thun, in welchem
Gedränge auch eigentlich diese relation geschrieben wird. Wir werden Gott fleißig bitten,
daß er ihn zu rechte bringe, u. daß er uns Weißheit gebe, uns recht gegen ihn zu ver-
halten, daß auf k. Seite Schade geschehe. Unsere Pflicht aber hat es erfordert, dar-
von in Zeiten Nachricht zu geben, damit Ew. HochEhrwürden nach der Weißheit, die Ihnen
der Herr gegeben, uns benachrichtigen können, was hiebey zu thun. O was hatten wir
für Freude über s. Ankunfft, wie haben doch unsere lieben Zuhörer über ihn Gott
gelobet, und nun kommt solche unverhoffte materie zur Traurigkeit u. Seufzen.
Der Herr Jesus erbarme sich seiner Kirche, u. stärcke Ew. HochEhrwürden bey
allen Dero Verrichtungen, daß Sie in dem Herrn u. in der Macht s. Stärcke
doch allezeit getrost seyn, wenn Ihre heilsame Bemühungen gleich nicht
allezeit aus Schuld der Menschen zum Zweck kommen. Meine einfältige
u. zugleich weitläuffige Erzehlung der unglückl. Begebenheit wollen Sie
nach Ihrer Liebe bestens deuten. Wir halten alles gern geheim, so viel
sichs thun läßt. Mein Herr College grüßet hertzlich. Ich aber verharre
Ew. HochEhrwürden
Meines in dem Herrn sehr Wehrten Herrn Professoris
 
Gebet u. Liebe verbundenster
Johann Martin Boltzius
EbenEzer, den 27ten Febr. st.v.
1738