endlich sehr furieux von uns. Mich setzte dieser Anblick in solchen Kummer, daß ichs nicht ausdrücken
kan, u. bemühete mich nach zu geben, so viel nur immer mögl. Ich ging daher ohngefehr nach
1 Stunde zu ihm, um zu versuchen, ob ich ietzt vernünfftiger mit ihm reden könte. Hier fand
ich ihn am Tische sitzend. s.h. s. Schuhe in der Hand habend, die er mit einem Tuche in-
wendig u. auswendig aus- u. abwischte, u. sagte dabey: In den Schuhen bin ich gegangen, d
ich den Zorn getragen habe, der Zorn steckt drin, den muß ich auswischen, fing auch wieder
von der abholung des Briefes an, u. praetendirte k. raisonniren (wie er es heißt) sondern absoluten
Gehorsam. Ich sagte ihm den Spruch: Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe wieder ihn
gesündiget, er hätte ja bey dem Briefe nicht gesündiget, u. also würde ihn Gott s. Zorn
nicht tragen laßen. Er solte sich doch faßen, u. mehr auf göttl. Wort u. Ordnung, als auf
s. innerl. Instinctum sehen, der Feind wolle ihn berücken p Da er nun aber dem ungeachtet
immer auf die Zurückholung des briefes drang, u. eher zu k. Ruhe kommen wolte, so sagte
ich ihm, daß ich aus Liebe u. Erbarmen gegen ihn, nicht aber aus gehorsam gegen s. Trieb
nachgeben, u. den Brief hohlen laßen wolte, wo er mir verspreche, daß er in s. Praeten
sionen, u. Begehren nicht weitergehen wolte. Er sagte, wir solten nur ietzt folgen,
aufs künfftige hätten wir nicht zu sehen p meine Worte waren hierauf, warum denn
eben bloß der Eine Brieff zurück solte, u. nicht das gantze Packet Briefe, die ja alle
aus einem Grunde u. zu einem Zweck geschrieben wären, worauf er antwortete, er
hätte davon k. Befehl, doch solte ich warten. Darauf lief er in s. Kammer, legte sich aufs
Bette, hustete, stöhnete, spuckte aus u. verzog sehr lange, inzwischen legte ich mich im Hofe
auf meine Knie, u. bat Gottt um Erbarmen über ihn u. um Weißheit für mich p da es
zu lange gewehrete, rieff ich ihn: er sprang aus der Kammer u. fragte mich: Wie war
eure Frage? ich sagte ihm die vorige Worte, die ihn aber in der stube umhersprin-
gend machten, dabey er sagte: Ihr macht mir den Rücken recht breit, daß ich wohl werde
zu tragen haben: von dem Pack Briefe habe ich k. Befehl, der Eine muß her p. geht u.
laßt euch Jesum lehren, u. folget auch p. Er halff hiebey abermahl k. Einreden, u. da
ich fortgehen wolte, befahl er zu warten, u. lieff in den garten, kniete nieder, nahm s.
Perugen ab, bückte sich endlich mit dem Kopff auf die erde, redete etliche undeutl.
Worte laut, stand auf, kämmete s. Haare u. Perugen aus, u. rieff mir wieder zu:
Gehet u. laßet euch Jesum lehren u. folget auch p. ich ging mit betrübtem Hertzen nach
Hause, u. konte vor Kummer u. Angst die Betstunde nicht halten, inzwischen kommt er selbst
als Desperabundus, u. dringt darauf, daß das gantze Packet zurück müste p worein
wir aber weniger, als in die Zurücknehmung des ersten Briefes willigen konten, sahen
auch daraus, daß wie er es nicht bey der Kalcherin ihrem Briefe gelaßen hatte, er es
auch bey den andern, wenn der gleich mit solcher Beschwerniß, Weitläuffigk. und
Bemühung der Leute wäre abgehohlet worden, nicht laßen wolte. Er stand eine gute
Weile in uns. Hofe mit dem Angesichte nach dem Himmel, endlich ist er biß in die
Nacht in der Stadt u. im Waysenhause recht fürchterl. herumgelauffen. Er ist den
folgenden tag wohl auf unser Ersuchen //bey mir// beym Aderlaßen gewesen, scheinet aber ein abge-
neigtes Gemüthe zu haben, ob wir ihm gleich alle Liebe erweisen, u. der vorgegangenen Dinge,
da er selbst stille ist, nicht gedencken. Seit selbiger Zeit bleibt er aus den Betstunden,