Den 1. April
Es ist Herr Thilo seit einiger Zeit mit des Schulmeisters Ortmanns Frau so bekandt worden, daß er nun
nicht nur bey Tage, sondern auch wohl biß in die späte Nacht in ihrem Hause aus u. eingeht, woraus nichts
andres als Anstoß entstehen kan. Ich habe ein paar mahl Gelegenheit gefunden, mit dem Schulmeister
davon zu reden u. gebeten, allen Schein des Bösen zu verhüten, und es nicht zuzugeben, daß Herr Thilo unter
der Abend Betstunde (denn dieselbe ist bißher von der Ortmannin sehr offt versäumet worden) oder sonst in seiner
Abwesenheit einspreche. Die Ortmannin hat sich nach ihrer listigen Manir u. Schmeichelen an ihn gemacht,
ihm mehrmahl Eßen geschickt, u. selbst gebracht, da doch sonst die Kalcherin dazu bestellt gewesen.
Nachdem es ihm nun, da ihm die Ortmannin mehrmahl Eßen geschickt, die Kalcherin in Eßen-Kochen
nicht mehr recht machen kan, sie auch zu viele Geschäffte im Waysenhause hat, u. ihm also, da er ohnedem
k. Ordnung hält, nicht abwarten kan, so ließ //es// die Ortmannin nicht undeutlich bey mir mercken, daß sie
dem Herrn Thilo wohl s. Eßen zubereiten wolte, wenn ich meinen Consens darzu gäbe. Ich sagte ihr aber,
daß ich ihr u. ihrem Manne nichts vorzuschreiben hätte, weil sie mich aber um Rath frage, so könte ichs ihr
um guter Ursachen willen nicht rathen. Den Herrn Thilo bat ich diesen Nachmittag zu mir,
u. sagte ihm, was mein Vorhaben von Anfang her gewesen, daß er nemlich nach einiger Zeit an mei-
nem oder meines lieben Collegen Tische täglich mitgenießen sollen, was Gott beschere, weil er aber gantz
andere principia in Religions Sachen, als wir nach Gts Wort hätte, u. s. anstößiges Verhalten uns
hindere, äuserlich nicht mit ihm in Gemeinschafft zu treten, so laße sich die gefaßte Intention nicht zum effect
bringen. Und da die Kalcherin im Waysenhause sehr viel Arbeit hätte, u. er in s. Eßen k. rechte
Ordnung hielte, auch über eines u. das ander s. Unwillen mercken laßen, so hätte ich ihr gesagt, daß
sie ihm s. Provision lieber zurück schicken möchte, damit nichts bey uns verdürbe, u. könte er so
offt er Kochen ließe, etwas darvon hergeben. Ich schlug ihm die Arnsdorffin, eine fromme Wittfrau
in s. Nachbarschafft hierzu vor, wovon er aber nichts hören, auch es nicht gestehen wolte, daß ihm die
Ortmannin koche, da es doch so klar als der Mittag ist. Die Kalcherin mag außer dem Vorgedachten
einige erhebl. Ursachen haben, warum sie ihm nicht gern mehr kocht, Bette macht u. ihm zu nahe
kommt. Eine verdächtige böse Sache ists doch, daß er mit der Kalcherin eine solche geheime
Brüderschaft anrichten wollen, davon sie auch ihrem Manne nichts sagen sollen. Es ist daher zu sorgen,
daß er mit der Ortmannin dergleichen anrichte, u. bey ihr wohl eher Eingang finde, als bey der
Kalcherin, die mit Furcht u. Zittern ihm Seeligk. schafft. Bey dieser Gelegenheit sagte ich ihme
wieder, daß Herr Causton gern s. Provision herschicken wolte, u. sey ich gesonnen, nach dem Fest selbst
herunter zu reisen, u. sie zu besorgen, u. hätte ich //ihm// schon ohngefehr vor 14 Tagen den Willen des Herrn
Causton durch den Kalcher hinterbringen laßen, welches er wohl wuste, aber noch biß Dato deshalb
zu k. Entschluß kommen können, mir auch ietzo s. Willen u. Consens nicht darzu geben wolte,
weil er noch k. Befehl s. Herrn hierzu hätte. Ich werde mich aber an s. zu erwartendes Oraculum
nicht kehren, ob ich wohl dabey die Last habe, daß ich mich um Gefäße u. alles bekümmern
muß, u. steht dahin, ob er hernach die Provision annimmt. Denn es liegt ihm noch immer im Sinne,
daß wir s. Befehl in Zurücknehmung der Briefe, die dem Sanftleben zur Bestellung übergeben
worden, nicht folgen wollen, welches //er// für einen Ungehorsam gegen den Herrn ausgibt.
nicht nur bey Tage, sondern auch wohl biß in die späte Nacht in ihrem Hause aus u. eingeht, woraus nichts
andres als Anstoß entstehen kan. Ich habe ein paar mahl Gelegenheit gefunden, mit dem Schulmeister
davon zu reden u. gebeten, allen Schein des Bösen zu verhüten, und es nicht zuzugeben, daß Herr Thilo unter
der Abend Betstunde (denn dieselbe ist bißher von der Ortmannin sehr offt versäumet worden) oder sonst in seiner
Abwesenheit einspreche. Die Ortmannin hat sich nach ihrer listigen Manir u. Schmeichelen an ihn gemacht,
ihm mehrmahl Eßen geschickt, u. selbst gebracht, da doch sonst die Kalcherin dazu bestellt gewesen.
Nachdem es ihm nun, da ihm die Ortmannin mehrmahl Eßen geschickt, die Kalcherin in Eßen-Kochen
nicht mehr recht machen kan, sie auch zu viele Geschäffte im Waysenhause hat, u. ihm also, da er ohnedem
k. Ordnung hält, nicht abwarten kan, so ließ //es// die Ortmannin nicht undeutlich bey mir mercken, daß sie
dem Herrn Thilo wohl s. Eßen zubereiten wolte, wenn ich meinen Consens darzu gäbe. Ich sagte ihr aber,
daß ich ihr u. ihrem Manne nichts vorzuschreiben hätte, weil sie mich aber um Rath frage, so könte ichs ihr
um guter Ursachen willen nicht rathen. Den Herrn Thilo bat ich diesen Nachmittag zu mir,
u. sagte ihm, was mein Vorhaben von Anfang her gewesen, daß er nemlich nach einiger Zeit an mei-
nem oder meines lieben Collegen Tische täglich mitgenießen sollen, was Gott beschere, weil er aber gantz
andere principia in Religions Sachen, als wir nach Gts Wort hätte, u. s. anstößiges Verhalten uns
hindere, äuserlich nicht mit ihm in Gemeinschafft zu treten, so laße sich die gefaßte Intention nicht zum effect
bringen. Und da die Kalcherin im Waysenhause sehr viel Arbeit hätte, u. er in s. Eßen k. rechte
Ordnung hielte, auch über eines u. das ander s. Unwillen mercken laßen, so hätte ich ihr gesagt, daß
sie ihm s. Provision lieber zurück schicken möchte, damit nichts bey uns verdürbe, u. könte er so
offt er Kochen ließe, etwas darvon hergeben. Ich schlug ihm die Arnsdorffin, eine fromme Wittfrau
in s. Nachbarschafft hierzu vor, wovon er aber nichts hören, auch es nicht gestehen wolte, daß ihm die
Ortmannin koche, da es doch so klar als der Mittag ist. Die Kalcherin mag außer dem Vorgedachten
einige erhebl. Ursachen haben, warum sie ihm nicht gern mehr kocht, Bette macht u. ihm zu nahe
kommt. Eine verdächtige böse Sache ists doch, daß er mit der Kalcherin eine solche geheime
Brüderschaft anrichten wollen, davon sie auch ihrem Manne nichts sagen sollen. Es ist daher zu sorgen,
daß er mit der Ortmannin dergleichen anrichte, u. bey ihr wohl eher Eingang finde, als bey der
Kalcherin, die mit Furcht u. Zittern ihm Seeligk. schafft. Bey dieser Gelegenheit sagte ich ihme
wieder, daß Herr Causton gern s. Provision herschicken wolte, u. sey ich gesonnen, nach dem Fest selbst
herunter zu reisen, u. sie zu besorgen, u. hätte ich //ihm// schon ohngefehr vor 14 Tagen den Willen des Herrn
Causton durch den Kalcher hinterbringen laßen, welches er wohl wuste, aber noch biß Dato deshalb
zu k. Entschluß kommen können, mir auch ietzo s. Willen u. Consens nicht darzu geben wolte,
weil er noch k. Befehl s. Herrn hierzu hätte. Ich werde mich aber an s. zu erwartendes Oraculum
nicht kehren, ob ich wohl dabey die Last habe, daß ich mich um Gefäße u. alles bekümmern
muß, u. steht dahin, ob er hernach die Provision annimmt. Denn es liegt ihm noch immer im Sinne,
daß wir s. Befehl in Zurücknehmung der Briefe, die dem Sanftleben zur Bestellung übergeben
worden, nicht folgen wollen, welches //er// für einen Ungehorsam gegen den Herrn ausgibt.
Den 2. und 3. & 7. April.
Herr Thilo wohnete der Vorbereitung aufs Oster-Fest, wie auch denen Predigten, Repetitionen u. Betstunde
im Fest allezeit bey, welches uns u. andern eine Verwunderung verursachte. Er hat durch Gottes
Gnade viel hören können, auch wohl einige Erbauung, wie andere Heilsbegierige Seelen, haben können,
wo ihm nicht s. praejudicia u. eigene principia daran gehindert. Gegen mich ließ er sich verlauten,
im Fest allezeit bey, welches uns u. andern eine Verwunderung verursachte. Er hat durch Gottes
Gnade viel hören können, auch wohl einige Erbauung, wie andere Heilsbegierige Seelen, haben können,
wo ihm nicht s. praejudicia u. eigene principia daran gehindert. Gegen mich ließ er sich verlauten,