gegangen sey, nemlich wenn ihn der liebe Gott einer besonderen Gnade gewürdiget, u. er nicht gnung über sich
gemachet habe, um in der Armuth des Geistes zu bleiben, es gar leicht geschehen sey, daß ihm dieser u. jener Vor-
trag des göttl. Worts nicht recht erbaulich gewesen, von welchem er doch //hernach// vernommen, daß ihn der liebe Gott an
diesen u. jenen Seelen gesegnet habe, woraus er also zu seiner noch mehrern Beschämung erkandt, daß die
Schuld nicht am Vortrage, sondern an ihm selbst gelegen, u. da er denn von ihm wißen wißen wolte , aus
welchem Grunde es denn bey ihm herkäme, daß er die Anhörung des göttl. Worts zum Anstoß der Gemeine
versäume, so nahm er Adjeu, ohne ein Wort darauf zu antworten. Ich kam eben darzu, als er weggehen
wolte, u. bat ihn, sich doch nicht zu uns. Bekümmerniß u. vielen Schaden zu trennen, er antwortete auch dar-
auf weiter nichts, als daß er uns, da er schon ohngefehr 8 oder 10 Schritt fortgegangen war, zurieff: Ein jeder sey
s. Meinung gewiß. Es ist //mit// ihm ein wunderlich Ding, zu Hause wird ihm, wie er zu dem Ortmann gesagt, die Zeit
zu lang, u. da er s. Zeit zur Besuchung der Betstunden u. Predigten am besten anwenden, für sich einen Segen
auf die Ewigk. sammlen, u. s. Nechsten erbaulich seyn könte, so bleibt er liebe rzu Hause. Denn er kommt nun
seit Ostern wieder kein mahl zum GottesDienste. Ich sorge, das Wort so verkündiget wird, sey ihm u. dem
alten M[en]schen, den er in sich nicht erkennet, zu schwer, u. will sich in s. Ruhe, welche er wohl Evangelisch
heißt, nicht stören laßen. Denn er gibt ja vor, gute Seelen würden je nur in der Kirche irre gemacht,
u. im Fortschreiten des Christenthums aufgehalten p Die Ortmannin hat sonst den Predigten fleißiger zuge-
höret, ietzt aber fänget sie unter dem Vortrage des göttl. Worts zum Anstoß anderer in der Biebel
u. Gesang-Buch zu blettern. Nach dem VormittagsGottesDienst schrie sie vor andern Leuten der
Kalcherin 2 mahl beym Heimgehen nach, sie möchte sich das Cap. Syrach mercken, hat ihr auch durch
ein Waysen-Mägdlein allerley verdrießl. Worte sagen laßen, dies alles nur um des Herrn Thilos willen,
der bey der Kalcherin das nicht gilt, was er bey der Ortmannin zu gelten hat angefangen.
Nachdem Herr Thilo s. Provision in s. eigenen Verwahrung hat, so bereitet ihm die Kalcherin das Eßen
doch zu, ob sie wohl daran mehr Mühe hat. Es könte sonst die connexion mit der Ortmannin mehr
Schein haben, wenn die Kalcherin nicht mehr kochen wolte.