HochEhrwürdiger
In Christo sehr Werther Herr Professor,
 
Es reiset ietzt ein redlicher Gottsuchender Zimmermann, Namens
Sanftleben auf eine Zeitlang von uns zu seiner Schwester
in Schlesien, dieselbe, so viel an ihm ist, der Gefahr zu entreis-
sen und sie hieher zu bringen: und weil er auch nach Halle gehen
und Ew. HochEhrwürden gern kennen lernen wil, so haben
wir mit ihm einige Zeilen schreiben wollen, obgleich unser
den 20 Jan. dieses Jahres geschriebene Briefe erst vor kurtzem abge-
schicket sind. Dieser Mann wird aus eigener Erfahrung erzehlen
können, wie es um uns in EbenEzer stehet. Er ist mit den
Führungen Gottes von Hertzen vergnügt, weiß auch eigentl.
von keinem Mangel, aber wohl von vieler in geistl. und
leibl. genoßenen Barmhertzigkeit Gottes zu sagen und zu rühmen.
Wir glauben, es wird diese Reise einigen Seegen nach
sich ziehen. Viele unsrer Leute geben ihm Briefe mit, da-
rine sie ihre Freunde und Bekandte hieher invitiren, sie
hoffen dabey, er werde mündlich mehr bey ihnen aus-
richten, als sie durch Schreiben thun können. Das vo-
rige Mißvergnügen und Unruhe, die einige unter den an-
haltenden Prüfungen mercken laßen, hat sich durch die
Gnade Gottes fast gäntzlich verlohren, und hört man ietzt we-
nig klagen, ohne über die Sünden, die viele zu fühlen
anfangen. Daß wir bey dem Bau des Waysenhauses so
viel den Leuten haben können zu verdienen geben,
ist ihnen in ihrer Armuth eine große Hülffe gewesen,
zu mahl da damahls die Provision aus dem Store-Hause