Eben Ezer den 12 Jan. 1744.
Hochwürdiger p.
In Jesu, der Quelle allen Trosts,
theuerster Herr Doctor,
 
Ew. Hochwürden sehr werthe Schreiben vom 15 Jul., //30 Aug.// und 1 Sept.
a. p. sind uns zu einer Zeit, nehmlich gleich nach dem neuen
Jahr über Friderica, wo der Herr Past. Driesler gelandet ist,
behändiget worden, u. haben wir aus dem erstem zu unserm
recht innigen Leidwesen vernommen, daß unsere sehr werthe Gönne-
rin, u. Fürbitterin, dero theuerste Frau Eheliebste nach dem
Willen Ihres u. unsers Vaters aus der Welt Abschied genommen,
und Ihnen also auf eine Zeitlang als ein kostbahres Klei-
nod entzogen worden. Sie ist eine von denen, die als
eine Gerechte richtig vor sich gewandelt hat, nun der Seelen
nach zum Frieden gekommen, und was Ihren verblasten Leichnam
das Werckzeug Ihrer theuren Seele betrifft, in Ihrer Kammer ruhet:
Ihnen aber besonders, theuerster Herr Doctor, und uns, wie auch
vielen andern, die Sie als eine geschickte und treugemachte Ge-
hülffin in dem Wercke des Herrn gekandt, thut dieser Riß wehe,
u. wir flehen dabey zum Herrn, er wolle Ihnen für diesen
Leidens Kelch ein großes Maaß des Trostes u. der Freuden in
Ihrem wichtigen u. Leidensvollen Amts- u. Lebenslauf schencken,
und uns alle zu einer seel. Frieden- u. Freuden-Nachfarth
durch den H. Geist zu bereiten. Ew. Hochwürden vom Herrn em-
pfangene Geduld u. kindliche Gelaßenheit in seinen voll-
kommen guten Willen, welche fast aus allen Zeilen Ihres l.
Briefes hervorleuchtet, hat uns u. die Unsrigen sehr afficirt,
und unsern Seelen einen heilsamen Eindruck gegeben. Wir sind
aufs neue gar kräfftig gezogen worden, Ihrer werthesten Per-
sohn u. wichtigen mit vielen Leiden verknüpfften Amts vor
dem Herrn desto eiffriger zu gedencken, daß, da Ihnen diese Bey-
hülffe, so Sie an der theuersten und seel. Frau Doctorin ge-
habt, entzogen worden, er Ihnen auf andere Weise Hülffe
schaffen, u. Ihnen viel geistl. Labsal durch Gewinnung vie-
ler Seelen zu Christo, und durch geseegnete Ausbreitung s.
Gnaden Reichs in gantz Halle, Ihre Inspection, im lieben
Waysenhause und andern Orten bekommen mögen. Denn es hat
ja wohl ein treuer Knecht des Herrn keine größere Freude und
Labsahl in der Welt, als welche dem Hertzen Gottes und
seinen Engeln im Himmel gemacht wird, wenn die Sünder mit
dem verlohrnen Sohne in sich schlagen, umkehren, und sich in den
Schooß
 
An Herrn Dr. und Prof. Francken.