vornehmlich zu thun gewesen) wenig oder nichts gedencken, hingegen wol melden, daß
er mit den Gaben u. Wohlthaten Gottes nicht so sparsam Haus hält, als es die christl.
Sparsamkeit erfordert, darüber auch unser theuerster Vater u. beständiger Wohl-
thäter, Herr Hoff Prediger Ziegenhagen scheint in Unzufriedenheit u. Betrübniß
gesetzt zu seyn. Wie mich nun diese Sache aufs neue sehr ins Gebet treibt zu
dem Gott, dem dieser Sohn mit Seel u. Leib auf Zeit u. Ewigkeit schon von
Kindheit an gewidmet ist; also werde nicht unterlassen das nöthige davon
an ihn zu schreiben; wo zu mir der Herr um Christi willen Weisheit u. Tüchtigkeit
schencken wird, daß s. Gemüthe zu recht christlicher Wahrnehmung s. Heils an
diesem Tage des Heils und zur sparsammen Einrichtung s. Oeconomie ermuntert und
gebracht werde. Dieses tröstet mich sehr in diesen Umständen, daß Ew. Hoch-
würden u. der theuerste Herr Hoff Prediger nach dem Exempel Christi gegen
s. schwache Jünger recht christliche Geduld gegen ihn beweisen, u. so für ihn
sorgen, als wenn er Ihr nächster Anverwandter wäre, welches Sie unter an-
dren auch darinn beweisen, daß Sie beiderseits in das Ansuchen des theuren Herrn
Sen. Urlspergers ihn in Augspurg zur Privat-Information zu haben, nicht ge-
williget, u. sind mir dero an den Herrn Seniorem geschriebene Gründe höchst
wichtig; dazu auch dieses kommt (den ich schon sonst an diesen theuren
Vater geschrieben) daß es die Regel der christlichen Danckbarkeit erfordere
daß dieser mein Sohn so lange dem Werck Gottes im W. H. für die so
viele mir u. ihm wiederfahrne geistliche u. leibliche Wohlthaten durch
Information oder wie es nöthig gefunden wird diene, bis ihn Gott
in ein Amt ruffet. Von diesen meinem dem Herrn u. seinen Knechten
gethanen Versprechen ich nicht abgehen werde u. kan, zumal da Vater u.
Mutter aufs gewisseste überzeugt sind, er sey nicht so gut in Augspurg als
in Halle versorgt. Gott gebe nur, daß er wohl einschlage, das rückständige
in Pietate & Studiis nach Ew. Hochwürden u. anderer werthen Gönner
Anweisung durch gehörigen Fleiß einzubringen u. nach zu holen suche, u. in
der guten Gemüths Fassung bleibe, die er auch ietzt in s. Briefen spüren
läßt, nemlich gern in Halle u. in der gegenwärtigen Station zu bleiben.
Es würde mich u. meine liebe Ehegenossin sehr betrüben, wenn er ein unzei-
tig Verlangen, bey s. Eltern wieder in EbenEzer zu seyn, bekommen solte,
weil hier keine Arbeit für ihn ist, u. uns gott von einer bloß natürlichen
Anhängligkeit an ihn befreyet. Mein Trost ist, daß er in den Händen,
Aufsicht u. Vorsorge Ew. Hochwürden u. des theuren Herrn Hoff Predig.
ist, denen Gott viele Weisheit u. Erfahrung geschenckt, mit jungen Leuten
zu ihrer wahren Besserung in Liebe u. Ernst zu verfahren, welches v[ä]ter-
liche Verhalten auch bisher an diesem Jüngling recht sonderbar ge-
segnet gewesen. Der Herr vergelte Ihnen alle Liebe u. Wohlthaten
geistlich u. leiblich, zeitlich u. ewig.
Schlüßlich dancke ich auch für die merckwürdige Nachrichten in den beyden P. S. u.
die darüber gemachte kurtze sehr merckwürdige Reflexionen. O wie wichtig ist die
gegenwärtige Zeit u. wie trifft es doch ietzo auch so deutlich ein: Unser Herr ist
groß u. von grosser Krafft, u. ist unbegreifflich u. s[o] f[ort]. Er verherrliche sich ferner
auf dem gantzen Erdboden sonderlich aber auch in den Preussischen u. Branden-
burgischen Landen, darinn er noch immer rechtschaffene Diener, Arbeiter u. Anbeter hat,
auch noch mehrere in den lieben Anstalten zu bereiten wird. Meine liebe Ge-
hülfin vermeldet mit mir Ew. Hochwürden u. dero theuerste Frau Gemahlin
unsern ergebensten Gruß u. Segens Wunsch, u. verbleibe Lebenslang in wahrer
Hochachtung
S. T. Meines theuersten Herrn Doctoris Gebet u. Dienst ergebenster
Johann Martin Boltzius