Julius.
d. 15. sprach mir ein durchreisender Cand. Theologiae Hallensis, Herr Grumbach,
den aber nicht gekennet, zu, ich nahm ihn freundl. an, hörete von ihm viel
gutes; verschaffte ihm auch Zutritt zum Herrn Probst. Ich vernahm, daß er schon
geheyratet, und etwas Geld zu hohlen willens wäre um einen Pacht in
der Marck anzutreten, worzu ihm Herr Schlicht behülffl. gewesen. Er gab mir
Nachricht, daß Herr Schrader aus Cönnern in der Marck Prediger worden
und Herr Homann der Mittlere wie auch Herr Kleimann gestorben wären.
Augustus.
d. 16. kommt Herr Müller, erster oeconomus der Waysen Anstalten zu Glaucha, von
Dortmund allhier an, auf Herrn Magister Lederers Verschreibung, da noch nichts
geringste für ihn hier ausgemacht war. Weil ich auch als ein Kind zu
Halle in die Kost verdinget war, und von seinen rechtschaffenen Wesen wuste,
war mirs um so viel lieber, ie weniger wir beyderseits vermuthet, einan-
der sein lebtage allhier in Minden wieder anzutreffen; wie denn ihn
mein Hierseyn sehr erfreüet und Gottes Providenz zu bewundern ist.
Weil er vir notae sinceritatis et probitatis ac fidelitatis ist, so wird
Gott Gnade geben, daß ihm völliger Unterhalt verschaffet werde; worzu
bereits ein Anfang ist. Denn er informiret einiger feiner Leuthe kleine
Kinder; und der Herr Probst schickt auch einen der kleinern hin, und hat
versprochen ihm nachdrücklich beförderl. zu seyn, worzu auch Ew. Hochw.
Testimonium, welches von einem zarten Liebes Affect gegen diesen lieben
Mann zeuget, viel contribuiret hat.
d 23. kam mir Nachts ein Traum sehr eigentl. vor, als würde mehr als
6 mal nahmentlich geruffen von Herrn Insp. Freyern wegen der Botanic
In diesem Monat ist die Armen Ordnung eingeführet worden in diesem
Fürstenthum, fast auf den Fuß wie in Halle; aber die Hertzen der Vorneh-
men und niederen sind gar sehr lieblos.
September.
d. 3. ward der Catholsche Dom Probst Herr von Böselager solennissime bey-
gesetzet, quem vinum venusque tabe consumserunt. Diese Charge, wel-
che er nur fast 4 Jahr bekleidet hat ihm 10000 Reichstaler gekostet.
d. 18. kommen die von Halle für hiesigen Waysen und einige Freunde verschriebene
Cansteinsche Biebeln an, worüber sich hier einige Unruhe erhoben.
In diesem Monat wird eine scharffe Verordnung wieder das Spielen (die Vornehmen
aber nehmen sich aus) und wieder die Entheiligung der Sonn und Fest Tage pub-
liciret; diese ist weit schärffer, als dort zu Lande, und wird auch das Spatzier-
gehen und Fahren verbothen: aber gut wäre es, wenn danach gelebet würde.
In diesem Monat habe mit Genehmhaltung des Herrn Probsts um einen frommen Studi.
Theol. nach Halle geschrieben für hiesiges Waysenhaus, damit der elende Zustand
in demselben, sowol in der Information, als andern Anstalten, wie auch der Man-
gel der Aufsicht möchte verbeßert werden.