October
d. 2. habe dem Herrn Probst ein aus etlichen Bogen bestehenden Entwurff und Vorschlag
zu beßerer Einrichtung hiesiges Waysenhauses überreichet, welchen er gar geneigt
annahm und ist schon ein und anders verbeßert worden; dürfte auch nach
der gütigen Hand Gottes nach und nach mehr und mehr wohl eingerichtet
werden. Das größte Hindernüß ist, daß nicht einer vollige Direction hat beym
Waysenhause, sondern mehrere: an deßen Hebung viel gelegen; und wünschten
wir, daß der Herr Probst völlige Direction des gantzen Armen Wesens allein
hatte allhier.
Zwey Tage nachher habe nach Anleitung des Berichts von denen milden Schulen
in England, der mich sehr erwecket, auch einen Aufsatz gemacht um dar-
durch einige gute Freünde zu reitzen zur Liebe und Wohlthun, inson-
derheit zu Beförderung heilsamer Erziehung der Jugend: nach Ebr.
10. laßet uns untereinander unser selbst warnehmen mit Reitzen zur
Liebe und guten Wercken: Die Verschreibungen zu solchem Zweck sind bereits
angefangen, und habe zu Gott das Vertrauen, er werde nach seiner Hertzens
lenckenden Krafft mehrere Hertzen bewegen.
d. 10ten langte Herr Hopffensack hier an bey mir, den gegen Abend, nachdem
vorher alles vollends zurecht machen laßen, ins Waysenhauß führete.
Den 11ten, als dem Stifftungs Tage des Waysenhauses wurden die Kinder alle
mit neuer Kleidung versehen, und nach Verordnung deßen, der das erste
Geld a 1000 Reichstaler darzu legiret, zweymal offentl. gespeiset.
Den 12ten nachmittag übergab der Herr Probst dem Herrn Hopffensack die Kinder
mit großen Nachdruck und Freuden; und den 13ten hat er den Anfang
der Information gemachet. Ubrigens spüret man schon eine merckl. äußerl.
Aenderung im Waysenhause, und Herrn Hopffensacks Gabe zu catechesiren
wird nicht unbillig werth gehalten: Gott wird ferner Segen geben.
Gleichwie nun solcher Gestalt unter Gottes gnadenreichen Beystand das gute etwas
zunimmet, also fanget sich auch hier und da der Teüffel an zu regen wieder
die Hallenser hier in der Stadt, und von anderen orten her durch Briefe. Da
müßen die Hallenser TeüffelsGeschmeiß, Hallisch Geschmeiß, Pharisäer, Schein-
heilige, Heuchler etc. heißen: Ja, Ew. Hochw. will man zum argsten Lutherschen Jesui-
ten, ia, zum ärgsten Betrüger machen; so reget sich der Diabolus der Verleumbder
und Verlasterer alles Guten in seinen Werckzeugen; andere nennen die Hallen-
ser sonderl. die im Waysenhause, die argsten Brodtdiebe im Römischen Reiche
Unter anderen ist der hiesige Regierungs Buchdrucker, der schon längst ein abgesagter
Feind des Hallischen Waysenhauses wegen des Buchladens und Buchdruckerey
gewesen‚ Johann Dethleffsen Nachmittage ins Waysenhaus gekommen, und hat mit
dem Herrn Magister Lederern einen Discours angefangen, in welchen er gleich auf Herrn Göhringen
kommen und denselben aufs argste vermaledeyet und ausgescholten hat für einen
Ertzlügner und Betrüger. Hierauf findet er die kleine Cansteinsche Biebel aufm Tische
liegen, reist sie auf, und reckt die Hand in die Höhe, und contestiret, wenn Gottes