sich mit sehr vielen andern nach Sachsen begeben. Als aber Friedrich
Wilhelm der Erste die Böhmischen Exulanten in seinen Landen
aufzunehmen versprach kam meine Mutter mit ihren Eltern,
nachdem sie zuvor unbeschreibl. viel Mühseligkeiten u. Prüfun-
gen ausgestanden hatten, nach Berlin.
Wilhelm der Erste die Böhmischen Exulanten in seinen Landen
aufzunehmen versprach kam meine Mutter mit ihren Eltern,
nachdem sie zuvor unbeschreibl. viel Mühseligkeiten u. Prüfun-
gen ausgestanden hatten, nach Berlin.
Wie soll ich dem Herrn verdanken alle die Gnade u. Barmher-
zigkeit, die er an meinen Eltern bewiesen hat! Er nahm ihnen
das Joch der Knechtschaft ab u. versetzte sie in ein Land, wo
sie Ihm dienen konnten ohne Furcht ihre lebelang, in Heiligkeit
u. Gerechtigkeit die ihm gefällig ist. Er bedachte dadurch auch mein
Glück, noch ehe ich da war, u. wolte nicht, daß ich im Pabstthum
geboren werden solte. Er gab mir diese vortreflichen, frommen
Eltern. Ihnen sey ewig Dank dafür!
das Joch der Knechtschaft ab u. versetzte sie in ein Land, wo
sie Ihm dienen konnten ohne Furcht ihre lebelang, in Heiligkeit
u. Gerechtigkeit die ihm gefällig ist. Er bedachte dadurch auch mein
Glück, noch ehe ich da war, u. wolte nicht, daß ich im Pabstthum
geboren werden solte. Er gab mir diese vortreflichen, frommen
Eltern. Ihnen sey ewig Dank dafür!
Ich war ein Säugling als die Russen Berlin bombardirt
u. eingenommen hatten, und meine gute Mutter erzählte mir
oft, wieviel Angst u. Kummer sie meinetwegen gehabt, wie
sie mich zu schützen u. zu verbergen gesucht, mit wie viel
Gebet und Flehen sie für meine Erhaltung vor dem Herrn ge-
rungen hätte.
oft, wieviel Angst u. Kummer sie meinetwegen gehabt, wie
sie mich zu schützen u. zu verbergen gesucht, mit wie viel
Gebet und Flehen sie für meine Erhaltung vor dem Herrn ge-
rungen hätte.
Beyderseits Eltern bemüheten sich nach ihren besten Einsichten
u. Fähigkeiten mir eine gute Erziehung zu geben; besonders
waren sie ernstlich darauf bedacht mich zur Furcht Gottes
anzuhalten und mir ein gutes Beispiel zu geben. Freylich konten
sie ihrer Geschäfte wegen eine so große Familie (m denn es sind
unserer, ausser zweyen Schwestern, die gestorben sind, noch
7. Geschwister am Leben) nicht immer nach ihrem Wunsche über-
sehen, und meine liebe Mutter empfand besonders viel, wenn
sie oft Uneinigkeit unter uns Geschwister und überhaupt Un-
gehorsam bemerkte. Oft hat sie uns mit Thränen ermahnt,
u. ob sie gleich den ganzen Tag über viele Geschäfte hatte, so
war es ihr doch ein gewisseres Vergnügen, wenn alles schon ruhte,
täglich oft bis 2. Uhr in der Nacht für uns zu wachen, zu
arbeiten u. zu beten, als auch der ihr so nöthigen Ruhe zu
pflegen. - Ihre Ermahnungen u. die Ermahnungen meines
verehrungswürdigen Lehrers des jetzigen Herrn Inspectors Ambrosi
in Berlin, machten oft großen Eindruck auf mich, daß ich mich
meines Leichtsinns u. Ungehorsams, meiner Untreue u. Wi-
derspenstigkeit schämte, u. sie bereuete; allein ich ward bald wi-
der vom Leichtsinn hingerissen. Bey meiner Confirmation wurde
ich durch ein Lied, u. durch die Rede des Herrn Prediger Servus bis
zu Thränen gerührt u. faßte den vesten Vorsatz, künftig
ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Ich gestand meiner
waren sie ernstlich darauf bedacht mich zur Furcht Gottes
anzuhalten und mir ein gutes Beispiel zu geben. Freylich konten
sie ihrer Geschäfte wegen eine so große Familie (
unserer, ausser zweyen Schwestern, die gestorben sind, noch
7. Geschwister am Leben) nicht immer nach ihrem Wunsche über-
sehen, und meine liebe Mutter empfand besonders viel, wenn
sie oft Uneinigkeit unter uns Geschwister und überhaupt Un-
gehorsam bemerkte. Oft hat sie uns mit Thränen ermahnt,
u. ob sie gleich den ganzen Tag über viele Geschäfte hatte, so
war es ihr doch ein gewisseres Vergnügen, wenn alles schon ruhte,
täglich oft bis 2. Uhr in der Nacht für uns zu wachen, zu
arbeiten u. zu beten, als auch der ihr so nöthigen Ruhe zu
pflegen. - Ihre Ermahnungen u. die Ermahnungen meines
verehrungswürdigen Lehrers des jetzigen Herrn Inspectors Ambrosi
in Berlin, machten oft großen Eindruck auf mich, daß ich mich
meines Leichtsinns u. Ungehorsams, meiner Untreue u. Wi-
derspenstigkeit schämte, u. sie bereuete; allein ich ward bald wi-
der vom Leichtsinn hingerissen. Bey meiner Confirmation wurde
ich durch ein Lied, u. durch die Rede des Herrn Prediger Servus bis
zu Thränen gerührt u. faßte den vesten Vorsatz, künftig
ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Ich gestand meiner