frommen Mutter u. sie hielt mir meine öftern Versprechungen mit
mütterlicher Zärtlichkeit vor, versicherte mich von ihrer mütterlichen
Liebe u. Sorgfalt für mein ewiges Wohl, u. ermunterte mich zum
Gebet, vergaß ich mich nachher wieder; so erinnerte sie mich an meine
Vorsätze u. warnte mich sonderlich vor Heucheley.
Mein Vater hatte mich zur Profession bestimmt. Ich ließ mirs
anfängl. gefallen u. half ihm in seiner Hanthierung. Allein ich
blieb nicht beständig dabey, sondern nahm bald die Rechentafel u.
rechnete, bald nahm ich Papier u. schrieb. Es währte nicht lange, so
erwachte in mir eine unwiderstehlicher Trieb zum Schulwesen.
Ich schrieb noch im Jahr 1775 an meinen ältesten Bruder, der
damals in Leipzig studirte, u. entdeckte ihm diesen Treib. Im
Jahr 1776 schrieb er mir, es würde in Falckenberg, einem
Gute des Freyherrn Hohenthal ein Schulgehülfe ver-
langt, welcher nach dem Absterben des schon betagten Schulhalters die Schule
bekommen solte; er hätte mich vorgeschlagen u. man wünschte, daß ich
bald kommen möchte. Diese Nachricht überraschte mich sehr u. ich freute
mich ausnehmend, dem Ziele meiner Wünsche entgegen gehen zu können.
Meine lieben Eltern wolten es anfänglich nicht recht zugeben, u. meine
beste Mutter wünschte sonderlich, daß ich ihrer mütterlichen Aufsicht noch nicht
entzogen würde; denn ich war damals noch nicht 17. Jahr alt. Endlich
gaben sie sich drein, u. es wurden schon Anstalten zur Abreise gemacht,
als mir mein Bruder wieder schrieb, ich möchte die Reise nach Falcken-
berg nicht unternehmen, denn es wäre bey der dasigen Condition eine
große Unbequemlichkeit u. er hätte über dis einen Brief aus Dreßden
bekommen, worin man ihn um einen seiner Brüder zum Schulhalter bey
der dasigen böhmischen Gemeinde ersucht hätte. Meine Eltern, u.
auch ich, sahen hierin Spuren der göttl. Vorsehung u. meine Liebe Mut-
ter freuete sich sonderlich darüber, daß ich ihren ehemaligen verehrungswür-
digen Lehrer, den Herrn Past. Petermann, zu meinem Aufseher bekommen
würde, die grosse Neigung zum Schulwesen machte mir den Ab-
schied erträgl. u. ich reißte am 9. Jul. 1776 von Berlin ab u.
kam den 13ten in Dresden an. Die Schule worin ich arbeiten
solte, liegt vorm schwarzen Thor u. ist ehemals von dem Herrn
Hofrath u. Leibmedicus Neidt gestiftet worden. Ich lies mich
gleich nach meiner Ankunft dahin bringen, u. unterredete mich
mit dem Gärtner dieses Stifts, der ein frommer erfahrner Mann
u. Kirchenvorsteher ist, über die Verfassung dieser Schule. Meiner sehr
mittelmäßgen Kentnisse war ich mir bewußt u. kannte auch
schon die Wichtigkeit des Schulamts einigermaßen. Dis machte
mich sehr niedergeschlagen, dazu kam das sogenannte Heimweh, wel-
ches mir sehr heilsam war, denn es brachte mich auf mein Herz
zurück. Ich wurde immer niedergeschlagener u. gerührter. Denn es
drangen sich mir gleichsam die Vorstellungen von der zärtl. Liebe
meiner Eltern mit einem Beweise nach dem andern auf. Ich fühl-
te die