Vitae Curriculum Joh. Phil. Fabricii.
 
Anno 1711. den 22ten. Jan. bin ich gebohren, und einige Tage
darauf durch die heilige Tauffe in den Gnadenbund
Gottes auggenommen worden. Die erste Wohlthat,
vor welche ich hiernächst Gott zu preisen hoch verbunden
bin, ist, daß Er mir Gottesfürchtige Eltern geschencket,
welche alle Elterliche Treue von Kindesbeinen an
an mir und meinen Geschwistern erwiesen, und an
ihrer Seite nichts unterlassen haben, uns in der Zucht und
Vermahnung zum HErrn aufzuziehen, und zum fleissigen
Gebet und hertzlicher Liebe des Göttlichen Worts, unter
vielfältiger Warnung vor der Verführung, anzuweisen.
Der sel. Vater war fürstl. Heßen-Darmstättischer Be-
ambter zu Cleeberg, an welchem gleich so wohl, als an der
durch Gottes Gnade noch lebenden Mutter, täglich ein wahrer
Ernst des Gebets, insgemein und besonders, wie auch
eine rechtschaffene Lust am Wort Gottes, und Eckel an
allem Weltwesen, wahrzunehmen war. Insonderheit
wurde der Sontag zu gottseligen Übungen mit Kindern
und mit dem Gesinde, zugebracht; und erinnere ich
mich, wie Gott dabey durch den heil. Geist, in der zartesten
Kindheit manches gute zu würken geschäftig gewesen,
und mir sonderliche Lust geschenckt, fleissig in der Bibel
zu lesen, wobey ich manichmahl eine recht zarte Empfin-
dung der Liebe Gottes verspühret. Was nun in der ersten
Kindheit tief eingepräget war, konte nachhero, da ich
leider aus dem Bund Gottes allzusehr geschritten, doch nicht
gantz und gar also von dem Feinde herausgerissen werden,
daß nicht immer solte ein Stachel in dem Gewissen da-
von geblieben seyn. Ja ich bin gewiß, daß Gott solches
Vornehmlich als ein Mitte gebraucht, mich aus dem tiefen
Schlaff der Sünden zu erwecken. Die Sorge der Eltern gieng
auch dahin, uns sorgfältig zur Schule zu halten, weswegen wir
mit treuen Praeceptoribus domesticis beständig versehen wurden