II. Was meinen geführten Lebens-Lauf auf Schulen betrifft: So
ist er so beschaffen, daß ich mich deßen vor dem Angesichte
meines Gottes schäme, wenn ich die fuh vielen Ruhrungen
bedencke und die Menge der Göttl. Wohlthaten, wodurch er mich
zu sich gezogen. So bald ich in Custrin kahm, sorgete Gott
für mich, und erweckete solche Herzen, die mir im Äußern
viel Liebe erwiesen. Ich bekahm Frey-Tische, daß also meine
Eltern für Eßen nicht sorgen durften. Diß aber habe be-
ständig bedauret, daß ich auf eine solche Stube kahm, wo
ich nicht viel Gutes sahe, deßwegen es auch geschahe, daß
ich mich mit hinreißen ließ. Im äußern hielt ich mich sehr
ehrbar. Weil ich aber wußte, daß es nicht mehr so mit
mir stand als in Sonnenburg in meinen Kindheits-Jahren:
So ward darüber sehr beunruhiget. Man suchte auf die-
ser Schule nur was zu lernen, und das that man ohne
Gott, deßwegen konte ich mein Herz keinem entdecken.
Ich gieng also immer so hin. Wenn ich zum Abendmahl
gehen solte: So habe oft große Noth ausgestanden, weil
ich wußte, daß ich zum Gerichte hinginge. Es wurde
uns einmal als wir zum Abendmal gehen wollten ein
Buch vorgelesen, darinnen gezeiget hatt wurde, wie
man sich nach 10 Gebothen prüfen müßte, darüber
ich in solche Unruhe kahm, weil ich mich immer getroffen
fand, wenn auch die äußern Ausbrüche fehlten, welches
ich doch bei allen nicht sagen konte. Gott führte darauf
einen Mann nach Custrin mit Nahmen Stegmann
welcher Diaconus wurde. Derselbe lehrete den Weg
Gottes recht, erfuhr dabei aber gar bald den Haß
der Welt und ihre Verfolgung. So wol seine Lehre als
sein Wandel hatten einen besondern Eindruck in meinem
Gemüthe. Der Anfang seiner Predigt war: Wirst
du nicht aufs neue gebohren, so gehest du warrlich
auf ewig verlohren. Ich konte nicht eine Predigt
mit Aufmercksamkeit anhören: So ward ich aufs
neue beunruhiget.