Meine tugendhafte Mutter, die mich liebte wie
eine Mutter soll kam auch zu mir heraus einen
guten Eindruck auf mein Hertz zu machen, da ich
nun in die Fremde gehen solte. Weil nun das
Schiff keinen guten Wind bekam in See zu gehen,
und meine Eltern befürchtheten, der Ort meines
Aufenthaltes möchte entdeckt werden, so kam meine
Schwester, die mich so sehr liebete, als sich selbst,
zu mir heraus, und gab mir Nachricht von den
veränderten Willen meiner Eltern; nemlich,
daß ich mich in einem Boot solte über die Persente
setzen lassen, an der andern Seite wolle mein
Vater meiner erwarten, und mich bis Treptow
begleiten, wo ich mich bey meinem Vaterbruder
so langte verbergen solte bis ich sicher nach
Halle reisen könte. Dis erweckte in mir einen
doppelten wiederwärtigen Affect. In Halle mein
Studiren fortzusetzen war mein Wille und
längst gefaster Vorsatz, wie ich denn überzeugt
war, daß dieser Ort so wohl in Absicht meines
Christenthums als auch meiner Studien vorzügl.
vortheilhafter für mich sey als ein anderer Ort.
In diesen Tagen aber nach Treptow zu gehen, wo
allenthalben die barbarischen Cosaken herum
streiften und täglich von den Rußischen Steif
Partheyen die grausamsten thaten geschahen: von
da nach Halle zu reisen und an jedem Ort in
Gefahr zu stehen den Preuß. Werbern in die
Hände zu fallen, machte mein Hertz noch mehr
bekümmert, als es schon war. Aber mein
Gott, ich rief dich an um dein sicheres Geleit,
setzte mein Vertrauen auf deine Allmacht
und Gnade, ermahnete meine Schwester zu Gebet,
nahm vo ihr den zärtlichsten Abschied und ging
mit Sorgen und Freude an meinen Weg. Wie ich an
die