Collegia oder Lectiones frequentirt und ist von allen bewundert worden; so daß weil er
wegen Blindheit sich nicht hatt können auf Reisen begeben und deutsche Universitäten besuchen
so haben die Bürger in der alt Stadt und auf dem Berg kein Bedenken getragen
ihn zu ihrem Pfarrer in Monte zu erwählen; alwo er biß an seinen Todt sein
Ampt treulich und mit großem Ruhm geführet. Ich beriere dieses deßwegen um
die Barmherzigkeit des lieben himmlichen Vaters desto mehr zu preisen und
zu bewundern, daß er den Stamm, woraus ich auch habe eine creatur werden
sollen, so wunderbahr hat erhalten. Er hatt nur zwei Söhne hinterlaßen,
meinen Vater Lucam Rauß und Johannem den großeren, welche beide theolo-
gie studiret und nach Thoren und Königsberg mit dem Herrn Smeizel,
welcher als Prof historiarum in Halle gestorben, auf Accademien, ohngefehr
um das Jahr 1701. gereiset. Johannes der ältere ist in Burzenland 1736 als
capitalarius gestorben. Hat zwei Söhne Johannem, der in Halle bei Herrn
Prof. Baumgarten theologie studirt, und nun Pfarrer in Sárkány
in meines Herrn Großvaters Stelle worden ist, und Martinum. Mein
Vater hat auch zwey Söhne hinter laßen Casparum meinen jüngern Bru-
der und mich. Meine liebe Mutter war eine Tochter des auch wohl bekandten
Pfarrers in dem Marktfleck Sárkány 4. Meilen von cronstadt gelegen
ein Fogarascher Districkt, Georgii Sutoris oder Christiani. Der sehr
vieles mit Frau und Kindern von dem Rákotzi und Tökölischen Anhang
und noch mehr von den in das Land kommenden österreichischen deutschen Solda-
ten hat ausstehen müßen; öfters biß auf das Hemd ausgeplündert, viel-
mals in Lebens Gefahr gewest, als Gefangener hin und wieder geschlept,
da ers doch in Cronstadt, alwo er ein schönes Haus gehabt beßer hätte haben
können und sicherer gewest, wenn er seine Gemeinde in Trübsal hätte ver-
laßen: aber so ist er lieber mit seiner Gemein bald in diesen Wald, bald
in jene Steinklippe geflohen, wenn man entweder von den Kurutzen d. i.
Rakotzischen oder von den Labantzen d. i. den deutschen Soldaten gehört
denn diese Trubblen haben etliche Jahr gedauret. Ich bemerke hier
noch, daß er meinen blinden HErrn Großvater, als ein junger Student
auch öffters geführet und ihm Bücher vorgelesen; hat uns Kindern auch
manches von ihm erzählet, welches wir sonst nicht würden gewußt haben.
Ich könnte hier noch viele wunderbahre Fälle erzählen, wenn es ratio insti-
tuti zuließ. Darum wieder auf mich zu kommen, so wurde ich gleich
den andern Tag nach meiner leiblichen Geburth auch zur geistlichen
Reinigung der heiligen Taufe gebracht, worinn ich den Nahmen Lucas
zur Erinnerung dieser großen Gnade empfing; theils weil mein Vater
so hieß theils weil eben am Lucas Tage gebohren worden. Meine lieben
Eltern ließen nichts an einer gutten Erziehung mangeln. Ich wurde
frühzeitig, nemlich so bald ich nur reden kont und 3. Jahr alt war,
zur Schule gehalten. Im Christenthum hätte auch Gelegenheit genug
gehabt mich zu üben; aber es zeigte sich gar bald das Unkraut
der verderbten Natur in mir; denn ich hatte mehr Lust am Spielen, als
am singen und bethen, und wenn mich gleich auch meine liebe Mutter
öffters mit sich in eine Kammer nahm mit mir auf die Knie fiel
und bethete; so thät ich doch alles nur zum Schein und meiner Mut-
ter zu Liebe, weil sie mich vor andern Kindern deren noch 4. waren
wegen Blindheit sich nicht hatt können auf Reisen begeben und deutsche Universitäten besuchen
so haben die Bürger in der alt Stadt und auf dem Berg kein Bedenken getragen
ihn zu ihrem Pfarrer in Monte zu erwählen; alwo er biß an seinen Todt sein
Ampt treulich und mit großem Ruhm geführet. Ich beriere dieses deßwegen um
die Barmherzigkeit des lieben himmlichen Vaters desto mehr zu preisen und
zu bewundern, daß er den Stamm, woraus ich auch habe eine creatur werden
sollen, so wunderbahr hat erhalten. Er hatt nur zwei Söhne hinterlaßen,
meinen Vater Lucam Rauß und Johannem den großeren, welche beide theolo-
gie studiret und nach Thoren und Königsberg mit dem Herrn Smeizel,
welcher als Prof historiarum in Halle gestorben, auf Accademien, ohngefehr
um das Jahr 1701. gereiset. Johannes der ältere ist in Burzenland 1736 als
capitalarius gestorben. Hat zwei Söhne Johannem, der in Halle bei Herrn
Prof. Baumgarten theologie studirt, und nun Pfarrer in Sárkány
in meines Herrn Großvaters Stelle worden ist, und Martinum. Mein
Vater hat auch zwey Söhne hinter laßen Casparum meinen jüngern Bru-
der und mich. Meine liebe Mutter war eine Tochter des auch wohl bekandten
Pfarrers in dem Marktfleck Sárkány 4. Meilen von cronstadt gelegen
ein Fogarascher Districkt, Georgii Sutoris oder Christiani. Der sehr
vieles mit Frau und Kindern von dem Rákotzi und Tökölischen Anhang
und noch mehr von den in das Land kommenden österreichischen deutschen Solda-
ten hat ausstehen müßen; öfters biß auf das Hemd ausgeplündert, viel-
mals in Lebens Gefahr gewest, als Gefangener hin und wieder geschlept,
da ers doch in Cronstadt, alwo er ein schönes Haus gehabt beßer hätte haben
können und sicherer gewest, wenn er seine Gemeinde in Trübsal hätte ver-
laßen: aber so ist er lieber mit seiner Gemein bald in diesen Wald, bald
in jene Steinklippe geflohen, wenn man entweder von den Kurutzen d. i.
Rakotzischen oder von den Labantzen d. i. den deutschen Soldaten gehört
denn diese Trubblen haben etliche Jahr gedauret. Ich bemerke hier
noch, daß er meinen blinden HErrn Großvater, als ein junger Student
auch öffters geführet und ihm Bücher vorgelesen; hat uns Kindern auch
manches von ihm erzählet, welches wir sonst nicht würden gewußt haben.
Ich könnte hier noch viele wunderbahre Fälle erzählen, wenn es ratio insti-
tuti zuließ. Darum wieder auf mich zu kommen, so wurde ich gleich
den andern Tag nach meiner leiblichen Geburth auch zur geistlichen
Reinigung der heiligen Taufe gebracht, worinn ich den Nahmen Lucas
zur Erinnerung dieser großen Gnade empfing; theils weil mein Vater
so hieß theils weil eben am Lucas Tage gebohren worden. Meine lieben
Eltern ließen nichts an einer gutten Erziehung mangeln. Ich wurde
frühzeitig, nemlich so bald ich nur reden kont und 3. Jahr alt war,
zur Schule gehalten. Im Christenthum hätte auch Gelegenheit genug
gehabt mich zu üben; aber es zeigte sich gar bald das Unkraut
der verderbten Natur in mir; denn ich hatte mehr Lust am Spielen, als
am singen und bethen, und wenn mich gleich auch meine liebe Mutter
öffters mit sich in eine Kammer nahm mit mir auf die Knie fiel
und bethete; so thät ich doch alles nur zum Schein und meiner Mut-
ter zu Liebe, weil sie mich vor andern Kindern deren noch 4. waren
lieb hatte